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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

in Bündeln geflochtener Quästchen herabhingen; Arm- und Beinspangen von lockigem Menschenhaar vollendeten sein höchst eigenthümliches Costüm. In der rechten Hand hatte er einen wunderschön geschnitzten, schaufelartigen Wurfspieß, beinahe funfzehn Fuß lang, der aus hellem Buchsbaumholz, an dem einen Ende scharf gespitzt, an dem andern wie eine Ruderschaufel geformt war. In einer Schlinge von feinem Baste hing schräg von seinem Gürtel herab eine reichverzierte Pfeife; ihr Stiel, aus einem zarten Rohr gemacht, war mit einer schönen rothen Farbe überzogen und um denselben, wie um den Kopf, der ein Götzenbild war, hingen kleine Streifchen vom dünnsten Tappa herab.

Was aber am merkwürdigsten in der Erscheinung des prachtvollen Insulaners war, war die sorgfältige Tättowirung jedes seiner schönen und edlen Glieder. Alle ersinnlichen Linien, Bogen und Figuren waren auf seinem ganzen Körper gezeichnet, und ich konnte ihre unendliche Verschiedenheit und ihren Reichthum nur mit den dichten Gruppirungen der sonderbaren Muster vergleichen, die man zuweilen auf kostbaren Spitzen sieht. Die einfachste und merkwürdigste aller dieser Verzierungen war die, welche das Gesicht des Häuptlings schmückte. Zwei schräge tättowirte Streifen liefen vom Mittelpunkt seines kahlen Scheitels aus, über beide Augenlider und reichten bis ein wenig

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/161&oldid=- (Version vom 1.8.2018)