Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
|
Masse, indem er sie zum Munde führte, steckte ihn hinein und zog ihn sogleich gänzlich frei von irgend einem anklebenden Stoff wieder heraus. Dieses geschah augenscheinlich zu unserer Belehrung; ich versuchte also nach dem gesehenen Beispiel die Sache noch einmal, aber mit sehr schlechtem Erfolge.
Ein halbverhungerter Mensch kümmert sich übrigens nicht sehr um die Gesetze der Schicklichkeit, namentlich auf einer Südseeinsel; daher machten Tobias und ich uns auf unsere linkische Weise über die Schüssel her, wobei wir unsere Gesichter größtentheils mit der klebrigen Masse überzogen und unsere Hände bis ans Handgelenk besudelten. Diese Art von Speise ist übrigens dem Gaumen eines Europäers durchaus nicht unangenehm, obgleich die Art, sie zu essen, es anfänglich für ihn sein kann. Was mich betrifft, so gewöhnte ich mich nach wenigen Tagen an ihren eigenthümlichen Geschmack und aß sie zuletzt außerordentlich gern.
Das war der erste Gang; dann folgten einige andere Schüsseln, von welchen einige wirklich erstaunlich wohlschmeckend waren. Wir endigten unsere Mahlzeit mit dem milchartigen Inhalt von noch zwei Cocosnüssen und ergötzten uns dann an dem würzigen Tabaksrauch, den wir aus der sorgsam geschnitzten Pfeife einathmeten, die von Hand zu Hand kreiste.
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)