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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

ich mich fast unfähig zu irgend einer weitern Anstrengung. Tobias verordnete für meinen Fall, den Inhalt eines unsrer kleinen seidnen Päckchen auf ein Mal zu nehmen. Aber wie sehr er auch darauf drang, so verweigerte ich standhaft die Annahme dieses Mittels, und nachdem wir daher jeder unsern Bissen stumm verzehrt hatten, setzten wir unsern Weg fort. Es war nun der vierte Tag, seit wir Nukuheva verlassen hatten und der Hunger fing nun an, auf schmerzliche scharfe Weise an uns zu nagen. Wir stillten ihn ein wenig, indem wir junge Schößlinge kauten, die, wenn sie uns auch nicht viel Nahrung gaben, doch zart und angenehm von Geschmack waren.

Wir konnten die steile Wasserstraße hinab natürlich nur langsam vorwärts dringen, um Mittag hatten wir noch nicht über eine englische Meile gemacht. Ungefähr um diese Zeit begann das Geräusch eines sehr entfernten Wasserfalles, welches wir am Morgen zuerst vernommen hatten, deutlicher zu uns zu dringen, und es dauerte nicht lange, so standen wir an einem jähen Felsenabhange von beinahe hundert Fuß Tiefe, der die ganze Breite der Schlucht einnahm und den hinab der wilde Strom sein Wasser in einem ununterbrochenen Falle mit donnerndem Getöse ergoß. Zu beiden Seiten waren die Wände der Schlucht, sowol oberhalb als unterhalb des Falles, schroff und überhängend,

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)