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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

meinen fürchterlichen Durst durch den Gedanken zu lindern, daß ich ihn bald nach Herzenslust würde stillen können.

Endlich erreichten wir den Gipfel der zweiten Höhe, der höchsten der beschriebenen Parallel-Felsenlinien, die zwischen uns und dem Thale lagen, welches wir zu erreichen wünschten. Von hieraus übersah man die ganze zurückzulegende Strecke, und entmuthigt, wie ich durch andere Umstände war, brachte mich diese Aussicht vollends zur schrecklichsten Verzweiflung. So weit das Auge reichte, nichts als finstere schreckliche Schluchten, steile scharfzackige Felsen, und senkrechte Klippenwände dazwischen! Hätten wir von Spitze zu Spitze über diese steilen, aber engstehenden Klippen schreiten können, so würden wir leicht die Strecke zurückgelegt haben, aber wir hatten bis zur tiefsten Tiefe jeden dieser gähnenden Schlünde hinabzusteigen und nach einander jede einzelne der vor uns liegenden Klippenwände zu erklimmen. Selbst Tobias, der doch nicht so leidend war wie ich, blieb nicht gleichgiltig bei den entmuthigenden Eindrücken dieses Anblicks.

Aber wir verloren nicht lange Zeit mit Betrachtung desselben, da ich unbeschreiblich ungeduldig war, den Strom unter uns zu erreichen. Mit einer Gefühllosigkeit gegen jede Gefahr, deren ich jetzt nicht ohne Schaudern gedenken kann, stürzten wir der Tiefe der Schlucht zu, weckten jeden Augenblick die Echos ihrer wilden Einsamkeit durch die

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/112&oldid=- (Version vom 1.8.2018)