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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

Wolken drohten ein nahes Ungewitter und wir eilten daher, den Schutz einer Gruppe dichten Gebüsches zu erreichen, welche die lange Steigung zu begrenzen schien. Wir streckten uns unter dem Busche hin, rauften eine Menge langes Gras, welches umher wuchs, ab und bedeckten uns dicht mit demselben. So erwarteten wir das Unwetter.

Es kam aber nicht so schnell, wie wir erwartet hatten, und nach wenigen Minuten war Tobias fest eingeschlafen und auch ich ging diesem Zustande glücklichen Vergessens rasch entgegen. Aber wie ich eben in diesem Übergang war, fing der Regen auf eine Weise an zu stürzen, die jeden Gedanken an Schlaf verscheuchte. Obgleich wir ziemlich geschützt waren, vergingen doch nur wenige Minuten, ehe unsere Kleider so naß wie je waren, was allerdings nach der Mühe, die wir uns gegeben hatten, sie zu trocknen, ärgerlich genug war, aber es war doch nun nicht zu ändern und ich empfehle allen kühnen Jünglingen, die ihre Schiffe in einem romantischen Lande während der Regenzeit verlassen wollen, doch ja sich mit Regenschirmen zu versehen.

Nach etwa einer Stunde hörte der Regenschauer auf. Tobias verschlief ihn ganz oder that wenigstens so, und nun er vorbei war, hatte ich nicht das Herz, ihn zu wecken. Wie ich so auf dem Rücken lag, durchaus unter Grün begraben, die belaubten Äste über mir und unter der Grasdecke hingestreckt, konnte ich nicht umhin, unsre Lage

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)