Seite:Melville-Vier Monate auf den Marquesas-Inseln. Teil 1.djvu/100

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

bringen und nachdem wir uns im Strome gewaschen und unsre noch nassen Kleider wieder angezogen hatten, fanden wir es rathsam, etwas zu genießen, da wir nun gerade vierundzwanzig Stunden gefastet hatten.

Demgemäß nahmen wir unsre Tagesration heraus, nahmen auf einem Felsblocke Platz und fingen an sie zu theilen; erst in zwei gleiche Theile, wovon einer zum Abendessen wieder eingewickelt und aufbewahrt wurde, und dann die Hälfte wieder in zwei möglichst gleiche Theile; dann loosten wir um die Wahl. Ich hätte den mir zufallenden Theil auf eine Fingerspitze legen können, aber nichtsdestoweniger richtete ich es so ein, daß volle zehn Minuten verstrichen, ehe ich den letzten Krummen verschluckte. Wie ist das Sprüchwort doch wahr: „Hunger ist der beste Koch!“ Diese wenige erbärmliche Nahrung hatte eine Würze und einen Geschmack, den zu einer andern Zeit das schönste Gericht nicht für mich gehabt haben würde. Ein reichlicher Trunk vom klaren Wasser zu unsern Füßen vollendete unsre Mahlzeit, dann erhoben wir uns neu belebt und für etwaige Begegnisse gestärkt.

Nun untersuchten wir genau den Schlund, in welchem wir die Nacht zugebracht hatten. Wir überschritten den Strom und erreichten die andere Seite des Loches, dessen ich vorhin erwähnte, wo wir Zeichen fanden, die verriethen, daß Jemand den Ort kurz vor unsrer Ankunft besucht

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/100&oldid=- (Version vom 1.8.2018)