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Kügelgen, Karl Ferdinand von, Landschaftsmaler, Zwillingsbruder Gerhard’s, geb. zu Bacharach am 6. Febr. 1772, gest. zu Reval am 10. Januar 1832, war kurze Zeit Schüler des Landschaftsmalers Chr. Georg Schütz in Frankf. a. M., dann 1789 zugleich mit Gerhard Schüler des Januarius Zick in Coblenz u. 1790 Christoph Fesel’s in Würzburg. Von hier gingen die Brüder nach Bonn u. den 4. Mai 1791 mit Unterstützung des Kurfürsten v. Köln nach Italien, wo Karl besonders dem Studium nach der Natur oblag. 1796 folgte er seinem Bruder nach Riga u. Petersburg. Hier erwarb er sich die Gunst des Kaisers Paul, der ihm ein Jahrgehalt aussetzte, u. des Kaisers Alexander, der den Künstler mit Aufträgen bedachte u. ihm zu wiederholten Studienreisen in die Krim (1803 u. 1806) die Mittel bewilligte. Der Beifall, welchen seine Darstellungen aus der Krim fanden, veranlassten ihn 1818, das an malerischen Motiven reiche Finnland zu bereisen. Karl v. K. blieb in Russland. Mehrere Jahre lebte er auf dem Gute des ihm befreundeten russ. Edelmannes Slobin an der Wolga, dann abwechselnd in Petersburg u. auf den Besitzungen seines Schwagers v. Manteuffel in Estland u. seit 1827 in Reval. Er war russ. Cabinetsmaler u. Akademiker, seit 1804 auch Mitgl. der Berliner Akademie.

I. Oelgemälde.

1.–30. Dreissig malerische Landschaftsbilder aus der Krim, welche Sammlung der Künstler im J. 1816 dem Kaiser Alexander überreichte. Je h. etwa 29″, br. etwa 39″. Dieselben erhielten nebst 60 Sepiazeichnungen taurischer Ansichten ihre Aufstellung in einem Saale zu Kamenoj Ostrow, dem Lieblingssommersitz des Kaisers bei Petersburg.

Von den übrigen Oelgemälden des Künstlers befinden sich die meisten in Privatbesitz. Einige der ital. Landschaften besass Lord Bristol, andere Bilder sind in Riga, Estland und in Petersburg.

II. Zeichnungen.

1. Ansichten aus der Krim. 240 naturgetreue Umrisse merkwürdiger und schöner Gegenden, von denen er jene 30 als Oelgemälde, viele andere in Sepia ausgeführt. Eine Auswahl von Bildern sollte in Lithographien mit deutscher, russ., engl. u. franz. Beschreibung in Folio erscheinen, was jedoch nicht zustande kam.
2. Ansichten aus Finnland. Sepiazeichnungen. 15 derselben waren als „Vues pittoresques de la Finlande“ von 1823 ab zu Petersburg im Steindruck erschienen.
3. Skizzen aus Finnland. 55 nach der Natur gezeichnete Ansichten, welche Kaiser Alexander erwarb.

Kügelgen, Wilhelm von, Historienmaler, geb. zu Petersburg am 20. Nov. 1802, gest. zu Bernburg am 25. Mai 1867, war der ältere Sohn Gerhard’s u. studirte auf der Dresd. Akad. unter Prof. Hartmann u. in Rom. 1827–30 lebte er in Estland u. später in Bernburg, wo er 1834 Hofmaler wurde.

1. Maria mit dem Jesuskinde betend. – Dresd. ak. KA. 21.
2. Kreuzigung Christi. Für die St. Olaikirche in Reval um 1830 gemalt.
3. Christus u. die Samariterin am Brunnen. Bez. 1845. E: Consul Achelis. – Bremer A. а. Privatbes. 63.
4. Copie des Selbstbildnisses seines Vaters Gerhard. h. 0,71, br. 0,56. E: Stadt-Museum Danzig.
5. Zeichnung des Portraits seines Vaters für den von Gottschick 1823 ausgeführten Stich, Titelbl. in Hasse „Leben Gerhard’s v. Kügelgen“. Oval. 8.
6. 7. Abschied und Ankunft eines zur See gehenden Ungarn von seiner Geliebten. 2 Bll. gr. 8.
8. Portraitzeichnung: Dante, famoso Poeta d’Italia. Sec. l’Orig. nella Galleria El. di Monaco (di Michel Angelo). F. Halm exc. 8.
9. Geschichte des Reiches Gottes nach der heil. Schrift in Bildern von W. v. Kügelgen. Mit andeutendem Texte herausgegeben von F. A Krummacher. 2 Hefte mit 14 Kupfertafeln u. Text. Essen 1833. fol.

Ferner erschienen von ihm „Drei Vorlesungen über Kunst. Von W. v. Kügelgen.“ Bremen 1842, 8. und die „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“. (Herausgegeben von Ph. v. Nathusius). Berlin 1870. 8.

Kugler, Franz Theodor, geb. zu Stettin am 19. Jan. 1808, gest. zu Berlin am 16. März 1858, der bekannte Kunsthistoriker.

1. Heinrich Heine. Zeichnung. 1829. Gest. von Ed. Mandel, gr. 4.
2. Brustbild Franz Kugler’s, von ihm selbst auf Stein gezeichnet. Bez: Franz Kugler ipse fec. Aug. 1829.
3. Emanuel Geibel. Büste. Radirt von Franz Kugler. 1849. 4.
4. Skizzenbuch von Franz Kugler. Mit Radirungen vom Verfasser u. Dichter R. Reinick. Berlin 1830. 8.

Kuhbeil, C. L., Historienmaler, Zeichner u. Radirer, gest. zu Berlin 1823, war Schüler der Berl. Akademie u. seit 1805 als Professor der Zeichnenkunst an derselben tätig. 1811 wurde er Mitgl. der Akademie u. 1819 Mitgl des akad. Senats.

I. Oelgemälde.

1. König Oidipus mit Antigone im Hain der Eumeniden.
2. Zeus in Gestalt einer Nymphe naht der Kallisto.
3. Fingal im Kampf mit dem Geiste von Loda, nach Ossian.
4. Semir u. Semira, Scene aus der Sintflut, nach Gessner.
1–4 Berl. ak. KA. 1810.
5. Blick in’s Innere einer got Kirche.
6. Cypressengruppe aus der Villa Este in Tivoli. Sonnenuntergang.
5 u. 6 Berl. ak. KA. 1812.
7. Die Trümmer der Villa Hadrian’s bei Tivoli, vom Tempel des Canopus aus.
8. Nymphe an einem Felsenquell, bereit zum Bade.
9. Demosthenes im Poseidon-Tempel bei Kalauria sein Ende erwartend.
7–9 Berl. ak. KA. 1814.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891/95, Seite 788. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Erster_Band.pdf/801&oldid=- (Version vom 11.12.2022)