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bekannt sind, sollen hier einige der vorzüglichsten davon finden. – Das Komische wird sehr erhöht, wenn der Erzähler alles als selbst gesehn oder selbst gethan vorträgt. Also:


1) Ich hatte einst eine weite und unbequeme Reise im strengen Winter zu machen. Ich war zu Pferde, und eben nicht sehr warm gekleidet. Am Wege sah ich einen armen Kranken, der fast ganz nackt war; mein Herz blutete mir, ich warf ihm, trotz meines eignen Frostes, meinen Mantel hin. Und eine Stimme ließ sich vom Himmel hören: „M–n, M–n, daß soll dir, hol mich der Teufel, nicht unbelohnet bleiben!“


2) Ich ritt weiter, es ward Nacht, und noch war kein Dorf zu sehen. Alles war voll geschneyt, und ich kannte den Weg nicht. Ich stieg also ab, fand einen kleinen spitzigen Pfahl, woran ich mein Pferd band, nahm meine Pistolen zu mir, legte mich nicht weit von meinem Pferde hin, und schlief ein, so fest daß ich erst des andern Morgens wieder erwachte. Mit großem Erstaunen fand ich mich itzt mitten in einem Dorfe, und zwar auf dem Kirchhofe; mein Pferd aber war nicht zu sehn. Endlich hör ich es wie in der Luft wiehern; ich blicke herauf, und sehe es oben am Kirchthurm angebunden hängen. Nun konnt’ ich mir alles erklären: Gestern war das Dorf zugeschneyt gewesen, die Nacht war alles aufgethaut; ich war im Schlaf, wie der Schnee weggesunken, immer unmerklich mit herabgekommen; und was ich für einen spitzen Pfahl gehalten,

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: M–h–s–nsche Geschichten. In: Vade Mecum für lustige Leute, Theil 8 und Theil 9 . Berlin: o. V., 1781, 1783, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%E2%80%93h%E2%80%93s%E2%80%93nsche_Geschichten.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)