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In großen Sätzen und brüllend kamen die Löwen daher, und in der Angst rief die Prinzeßin: „Ich nehme dich, allerliebster Zwerg; ich nehme dich, aber rette mein Leben.“

„Dich vollends! antwortete höhnisch der Zwerg; – laß dich noch lieber freßen.“

Knieend und mit gefalteten Händen bat sie ihn, sie zu retten und als Frau anzunehmen. Sie verhieß alle Zwerge der Welt zu heirathen, wenn sie ihr Leben nur erhalte. – „So nehme ich dich denn,“ sagte der Zwerg, indem sie, der ganz nahen Löwen wegen, bewußtlos niedersank.

Sie fand sich auf ihrem Zimmer im Bette, als sie die Augen aufschlug, mit der feinsten Wäsche angethan und mit einem Ring an dem Finger, der aus einem einzigen gelben Haare gemacht war, und so dicht anschloß, daß sie ihn mit aller Mühe nicht abziehen konnte.

Jetzt wurde nun die Prinzeßin ganz in sich gekehrt und alles Bitten und Fragen der Mutter brachte nichts aus ihr heraus. Ach, sie hätte jetzt lieber irgend einen der verschmäheten Prinzen genommen, als den gelben Zwerg, obgleich sie keinen von denselben lieb hatte, aber sie wußte nicht, wie sie es mit guter Art anfangen sollte.

Ihr Glück half ihr. Es kamen die Landstände und drangen darauf, daß sie sich zum Wohle des Landes vermählen sollte. Um des Zwerges loszukommen that sie, als ob sie die Nothwendigkeit der Forderung einsähe und wählte den schönen, mächtigen und reichen König der Gold und Silberminen, der nahe daran gewesen war, vor heftiger Liebe den Verstand zu verlieren, aber diese Wahl rettete seinen Verstand, seinen Scharfsinn, seinen Witz, seine Gemüthlichkeit und sein Leben. Was die andern Prinzen betrifft, so gingen sie nach dieser Wahl fast allesammt kaput. Sechs und dreißig