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Da lagen Kopf und Rumpf des Räubers und die Prinzeßin war von ihm befreit.

Der Sultan von Kaschmir war auch ein Herr von Welt und Lebensart und beklagte den Unfall, welcher der Schönen widerfahren sei, ließ sie in seinen Palast bringen und sie auf die ausgesuchteste Weise von den Damen seines Hofes bedienen und entfernte sich, indem er ihren Dank verbat, damit sie sich völlig erholen könne.

„Das ist ein edelmüthiger Fürst, dachte die Prinzeßin, und in seinen Gesinnungen fast so erhaben als der Prinz Firuz. Ohne Zweifel wird er uns Beide wieder miteinander vereinigen, wenn er unsere Liebe und unser Unglück gehört haben wird.“

Am andern Morgen wurde die Prinzeßin durch den Lärm der Pauken und Trommeten und anderer Instrumente aus süßem Schlummer geweckt. Sie wußte nicht, wozu der Lärm solle, und ob er nicht gar ihr zu Ehren angestellt sei? – Sie stand auf und kleidete sich so kostbar an, als sie konnte.

Kaum war sie mit ihrem Schmuck fertig, als der Sultan, der sich davon hatte Nachricht geben laßen, ins Zimmer trat und ihr erklärte, der Freudenlärm sei zu Ehren ihrer Vermählung mit ihm selbst, zu welchem er sich sogleich entschloßen hätte, als er sie im Gehölze erblickte.

Die Prinzeßin fiel in Ohnmacht, als sie von der Ehre hörte, die ihr zugedacht war. Der Sultan bildete sich ein, das sei eine Folge vom freudigen Schrecken, und gab sich alle Mühe sie bald wieder zu sich zu bringen; sie erholte sich aber nicht so schnell wieder, als er gehofft hatte, und als sie wieder zu sich kam, war sie überaus entkräftet.

In ihrer Entkräftung aber hatte sie noch Kraft genug über ihre Lage nachzudenken. Sie sahe, daß der edelmüthige Sultan