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August von Kotzebue: Der Verschwiegene wider Willen, oder die Fahrt von Berlin nach Potsdam. Ein Lustspiel in Einem Act |
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aber gegen Frauenzimmer – nimm mirs nicht übel – führst du dich zuweilen sehr unanständig auf; machst dir gar kein Gewissen daraus, den guten Ruf einer Dame zu bemakeln.
Wiesen. Predige nur, predige nur immer drauf los!
Trott. Muß ich dich an Julien erinnern? Du warst mit ihr aufgewachsen, sie liebte dich wie ein Kind, sie schrieb dir kindliche Briefe, ihr reines Herz war immer an der Spitze ihrer Feder, und wer weiß was mit der Zeit daraus geworden wäre, wenn ihre Verwandten ihr nicht einen braven Mann gegeben hätten. Indessen bewahrte sie für dich noch immer eine schwesterliche Zuneigung, und du – du hast dir erlaubt, ihre Briefe hie und da vorzulesen, wohl gar einen Commentar dazu zu machen. Wie, wenn du auf diese Weise ihr häusliches Glück untergraben hättest?
Wiesen. Ihre eigne Schuld. Warum schwieg sie plötzlich, warum hat sie ohne meine Einwilligung sich verheirathet?
August von Kotzebue: Der Verschwiegene wider Willen, oder die Fahrt von Berlin nach Potsdam. Ein Lustspiel in Einem Act. Hartmann, Leipzig 1816, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kotzebue_-_Der_Verschwiegene_wider_Willen.pdf/21&oldid=- (Version vom 8.9.2022)