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sogar schon Sterbefälle vorgekommen sein. Ferner ist zu berücksichtigen, daß manche Arzneistoffe, welche eine stillende Mutter einnimmt, in die Milch übergehen und auch am Säugling ihre Wirkung zeigen. Besonders empfindlich sind die Kinder für Opium; sie schlafen bedenklich lange, wenn sie auf besagte Weise davon bekommen haben. Sollte sich eine stillende Mutter aus Versehen oder sonst mit geistigen Getränken allzu gründlich versorgt haben, so bekommt auch der Säugling einen Dusel. Daß bei einer Eiterung in der Brust Eiter in die Milch übergehen, daß der Säugling etwas von Salben bekommen kann, welche in die Brust eingerieben wurden, ist ohne Weiteres klar.

Ist aus diesem oder jenem Grunde das Selbststillen nicht möglich, dann suche, wo irgend möglich, eine Amme. Bei der Wahl der Amme prüfe, ob dieselbe körperlich und geistig gesund; ob sie im Alter und in der Zeit ihrer Niederkunft nicht zu weit abweicht von der Mutter, ob die Brüste zum Stillen geeignet und namentlich ob die Milch qualitativ und quantitativ genügt.

Ist keine Amme zu finden, dann muß Kuhmilch genügen.

(Wo es recht arm hergeht, wird der kleine Proletarier mit Ziegenmilch zufrieden gestellt). Sonst wäre die Stuten- und Eselinnenmilch die beste, weil sie in allen ihren Eigenschaften, namentlich auch in Betreff des Caseins, der Frauenmilch am nächsten stehen.

Am zuträglichsten ist frischgemolkene, naturwarme Milch. Da diese aber nicht immer zu haben ist, so sorge man wenigstens dafür, daß die Milch gut aufbewahrt wird.

Die Milch soll immer von der nämlichen gesunden und gutgehaltenen Kuh sein. Man halte sich nur an eine zuverlässige Bezugsquelle, wo möglich an ein Haus, wo man auch Kinder hat und – ein Herz für Kinder. Da wird wohl keine zusammengeschüttete Milch hergegeben.

Jeder Wechsel im Futter hat seine Folgen; so bekommen Kuh und Kind Diarrhoe, wenn der Kuh einmal Rüben- oder Grünfutter (statt Heu) gegeben wurde.

So wenig eine Frau stillen darf, welche an Lungenschwindsucht, an Scropheln oder an Syphilis leidet, ebensowenig darf eine kranke Kuh Ammenstelle versehen. Auch die Milch von einer hochträchtigen oder ganz frischmelkigen Kuh bekommt den Kindern nicht gut.

Die Kuhmilch muß mit Zuckerwasser verdünnt werden. (Nimm 3/4 Unze Zucker auf 1 Quart Wasser). Die Verdünnung beträgt im ersten Monat 2/3, im zweiten und dritten Monat 1/2 im vierten und fünften Monat 1/3 Zuckerwasser; nach Umfluß dieser Zeit gibt man die Milch, wie sie ist.

Sehr zweckmäßig sind die englischen Saugfläschchen.

Die Frage: Wie oft? und wie viel? man einem Kinde zu trinken geben dürfe, ist nicht so schwer zu beantworten, wie man vielfach glaubt. Man gebe einem Kinde, so oft es schreit, und so viel es mag!

So lange die auf besagte Weise verdünnte Milch dem Kinde gut bekommt, sind alle anderen Zusätze überflüssig; treten aber Uebersäurung des Magens, Erbrechen und Diarrhoe auf, dann mische der Milch (und zwar für die Tagesration) einen Kaffeelöffel von folgendem Pulver bei:


Doppelt kohlensaures Natron, @ 2/3 Unze.
Gummi arabicum,
Milchzucker,


Auf dem Lande gelingt es fast immer, gute Milch zu bekommen; in größeren Städten dagegen hält dies für viele schwer. Da muß man an Ersatzmittel für die Milch denken. Diese sind:

Die condensirte Milch, die Liebig’sche Suppe, Löfflund’s Kindernahrung und Nestle’s Kindermehl. Da aber bei der Darmerkrankung gewöhnlich die Speichelsecretion mangelhaft ist, so werden die Versuche mit den stärkemehlhaltigen Ersatzmitteln oft fehlschlagen. Jedenfalls ist immer nur ein kurzer Versuch gestattet, und wenn sich dann die Ernährung nicht sofort bessert, so gebe man dem Kinde gequirltes Eiweis mit Wasser verdünnt, mit einem Zusatze von condensirter Milch. In

Empfohlene Zitierweise:
Henriette Davidis: Praktisches Kochbuch für die Deutschen in Amerika. Milwaukee: Georg Brumder’s Verlag, 1879, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kochbuch_Amerika_(Davidis)_381.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)