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abermals Dresden und nahm hier vom 25. September bis etwa zum 4. Oktober Aufenthalt. Sollte er, als er im Juli 1790 hier weilte, nicht in dem bereits erwähnten Gasthofe gewohnt haben, so geschah dies sicher bei seiner diesmaligen Anwesenheit. Mit Recht ist daher am Gebäude über den links vom Eingange befindlichen zwei Fenstern des Erdgeschosses eine schwarze Marmortafel angebracht, die in Goldbuchstaben die Inschrift trägt:

Hier wohnte
Goethe
im Jahre 1790.

Es lag nämlich dem Dichterfürsten viel daran, mit dem ihm befreundeten Hausmarschall Freiherrn v. Racknitz[WS 1] häufig zu verkehren, und das war ihm umso leichter möglich, als dessen Wohnhaus, jetzt Kaiser-Wilhelm-Platz 10, in nächster Nähe des Gasthofes liegt. Gemeinsame Neigungen, namentlich für Mineralogie, aber auch für Kunst, hatten in Karlsbad die beiden Männer zusammengeführt, die auch in der Folge ihren Verkehr aufrecht erhielten. Natürlich stattete G. im nahe gelegenen Hause des ihm befreundeten Rates Körner wiederholt Besuche ab. – Bei diesem dritten Aufenthalt im Jahre 1790 knüpfte der Dichter mit anderen hervorragenden Dresdnern Verbindungen an. So lernte er den damaligen Direktor der Kunstakademie, Casanova, den Zeichner und Maler Romberg, den von ihm hochgeschätzten Oberbibliothekar Adelung, sowie den kenntnisreichen Inspektor des Naturalien- und Mineralienkabinetts Titius kennen, zu dem er auch dauernd Beziehungen unterhielt. – Über seinen diesmaligen achttägigen Aufenthalt in Dresden sprach sich G. in Briefen an Körner vom 21. Oktober 1790 und an Knebel vom 27. desselben Monats und Jahres sehr befriedigt aus. Am 1. Januar 1791 schrieb er letzterem u. a.: „Dresden hat mir große Freude gemacht und meine Lust, an Kunst zu denken, wieder belebt. Es ist ein unglaublicher Schatz aller Art an diesem schönen Orte.“

Von G's. viertem Besuche in Dresden ist nur ganz wenig zu berichten. Am 3. August 1794 war der Dichter mit seinem Herzog hier eingetroffen und mit ihm vermutlich in einem der ersten hiesigen Gasthöfe abgestiegen, doch ließ sich bis jetzt nicht feststellen, welcher es gewesen sein mag. Während des diesmaligen Aufenthalts, der bis zum 11. August dauerte, besuchte G. fleißig die Gemäldegalerie, meist mit dem gerade damals während des Sommerhalbjahrs in Dresden weilenden Hofrate Heinrich Meyer, dem Direktor der herzoglichen Zeichenschule zu Weimar. Mit ihm kam der Dichterfürst in jenen Tagen auch außerhalb der Galerie oft zusammen. Ein Verkehr mit Körner war wegen dessen Abwesenheit von Dresden diesmal nicht möglich; dagegen besuchte G. den Hofgärtner Seidel von der Herzogin Garten an der Ostra-Allee. Von ihm ließ er sich nämlich mehrere Pflanzen vorlegen, um für seine fortgesetzten Untersuchungen über die von ihm erforschte Metamorphose der Pflanzen neue Stützpunkte zu gewinnen.

Erst 16 Jahre später fand G. erneut Gelegenheit, auf einer Reise von Teplitz nach Weimar Dresden wieder zu besuchen. Für die Dauer

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: v. Räcknitz. Korrektur entspr. Nr. 132