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gänzlich vernachlässigte Reinlichkeit in der Stadt wieder streng durchgeführt werden. Dieser Forderung ließ sich jetzt umso eher entsprechen, als Fürst R. den dringenden Wunsch der Einwohnerschaft erfüllt und die etwa 4000 Mann betragende russische Besatzung aus den Bürgerhäusern entfernt und in den Neustädter Kasernen untergebracht hatte. Freilich blieben auch in der Folge bei russischen Durchmärschen die Bewohner Dresdens vor Einquartierungen nicht verschont. – Das 1748 entstandene medizinisch-chirurgische Kollegium, das fast der Auflösung nahe war, erhielt eine neue Einrichtung; die Kunstakademie erfuhr eine zweckmäßige Erweiterung ihrer Räume; das deutsche und das italienische Theater wurden vereinigt und mit der musikalischen Kapelle als Staatsanstalt einer Generaldirektion unterstellt.

Während der Zeit, in der Fürst R. das Königreich Sachsen verwaltete, geschah für Dresden viel, um Zerstörtes wieder herzustellen und Neues zu schaffen, was der Stadt zur Zierde gereichte. So wurde im Juni 1814 der Bau der im Jahre vorher durch Davout gesprengten zwei Bogen und des dazwischen liegenden Pfeilers der Elbbrücke (s. Nr. 157) begonnen und im wesentlichen Ende September vollendet. Am Schloßplatze entstand die nach einem Plane des Hofbaumeisters Thormeyer ausgeführte große Freitreppe, die einen bequemen Aufgang nach der Terrasse gestattete. – An der Stelle des hier von Brühl erbauten, aber durch Friedrich d. Gr. 1757 zerstörten Lusthauses, das noch 1814 in Trümmern lag, wurde vom Landbaumeister Schuricht ein geschmackvolles Belvedere erbaut, in dessen Räumen sich eine von Einheimischen und Fremden gern und zahlreich besuchte Wirtschaft befand. Es mußte weichen, als auf seinem Raume 1842 der Hofbaumeister v. Wolframsdorf das heute noch stehende Belvedere aufführte. – Der im Kriegsjahr 1815 arg zerstörte Große Garten erfuhr durch Herstellung neuer Anlagen eine wesentliche Verschönerung. – In den allerletzten Tagen des russischen Gouvernements, nämlich am 4. November 1814, wurde in feierlichster Weise und unter großer militärischer Prachtentfaltung das auf der Räcknitzer Höhe errichtete Denkmal geweiht, unter dem man die nach der tödlichen Verwundung Moreaus abgelösten Beine in einer Urne beisetzte. – Die letzte amtliche Handlung des Fürsten in Dresden war der am 6. November 1814 erfolgte Erlaß des an die Kircheninspektion ergangenen Befehls, daß von nun an im Kirchengebet nicht mehr für den sächsischen König und seine Familie, sondern nur im allgemeinen für die Obrigkeit gebetet werden dürfe. Natürlich rief dieser Befehl im Lande eine nicht geringe Bewegung hervor, aber er mußte, wenigstens in den Städten, befolgt werden, während ihn die Geistlichen in den Landgemeinden oft genug unbeachtet ließen.

Am Vormittag des 8. Novembers verabschiedete sich Fürst R. von den in sein Palais befohlenen bürgerlichen und militärischen Landesbehörden und teilte ihnen zugleich mit, „daß der Kaiser von Rußland mit Übereinstimmung Österreichs und Englands die Verwaltung des Königreichs Sachsen in die Hände des Königs von Preußen