Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/116

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


stehengebliebenen und noch brauchbaren Gebäudeteile fanden bei dem 1762 beginnenden Bau des Cossell'schen Palais Verwendung (s. Nr. 96). Im wesentlichen nimmt den Raum des Cäsar'schen Hauses der hintere Teil des alten Polizeigebäudes, jetzt An der Frauenkirche 12 (O.-Nr. 76) ein.


Nr. 109. v. Hagedorn, Christian Ludwig, 1712–1780, war der Bruder des Dichters Friedrich v. Hagedorn und seinem Berufe nach Rechtsgelehrter und Staatsmann, erwarb sich aber daneben den Ruf, einer der hervorragendsten Kunstgelehrten und Kunstkenner des 18. Jahrhunderts zu sein. Nachdem er 1756 als Legationssekretär im sächsischen Staatsdienste Aufnahme gefunden hatte, wirkte er in Wien, Mainz, Mannheim, Bonn und Frankfurt a. M. Soweit es sich in diesen Städten ermöglichen ließ, trat H. mit Malern in nahe Beziehungen und sammelte Gemälde. Seit 1761 hielt er sich dauernd in Dresden auf und schrieb hier während des siebenjährigen Krieges folgende Werke, die seinen Namen in Kunstkreisen rühmlich bekannt machten: „Lettre à un amateur de la Peinture“ (1755) und „Betrachtungen über die Malerei“ (1762). In dem ersteren Werke bietet der Verfasser eine Beschreibung seiner Gemäldesammlung und knüpft daran kunstgeschichtliche Angaben. 1764 wurde H. mit dem Titel Geh. Legationsrat zum Generaldirektor der durch Urkunde des Prinzen Xaver vom 6. Februar desselben Jahres neuerrichteten Kunstakademie ernannt. Für ihre Einrichtung waren von ihm geeignete Vorschläge gemacht worden, die auch Berücksichtigung fanden. An seiner Anstalt hatte lediglich er das Recht, zu entscheiden, welche Schüler aufgenommen werden durften, welchen Professoren sie zuzuweisen seien, und welche Schüler wegen zu geringer Begabung die Akademie wieder verlassen müßten. Als Generaldirektor war ihm auch die Aufsicht über die Gemäldegalerie sowie über die in einigen sächsischen Städten vorhandenen, bez. noch zu errichtenden Zeichenschulen übertragen.

An der H. gehörigen und in seinen Wohnräumen aufbewahrten Gemäldesammlung, deren Erweiterung er sich hatte dauernd angelegen sein lassen, hing sein Herz mit besonderer Liebe, und es bereitete ihm stets Freude, wenn er seine Bilder wirklichen Kunstfreunden zeigen und erklären konnte. Von den Besuchern, die er zu diesem Zwecke bei sich sah, seien nur genannt Oeser, Winckelmann, Lessing und Goethe, der bereits als Student bei seiner ersten Anwesenheit in Dresden 1768 von H. durch eine Einladung in seine Wohnung ausgezeichnet worden war.

Letztere befand sich nach dem Kirchenzettel aus dem Jahre 1780 Große Frauengasse im Schmieder'schen Hause. Besitzer desselben war damals der Oberkriegskommissar Bernhard Schmieder, von dem es nach seinem Tode die Tochter erbte. Seit 1891 war es das vom Altmarkt her an der rechten Seite stehende zweite Gebäude Galeriestraße 4 (O.-Nr. 261). Es wurde mit dem Nachbarhause 2 1895 von der Dresdner Bank angekauft, abgebrochen, und der Raum mit für den Neubau König-Johann-Straße verwendet.