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Bilderrahmen, für zwölf Bilder, die ich herrichten will für das Musikstudio in Steglitz bei Herrn Thim. Die nächste Veranstaltung soll ja im Juni sein u. bis dahin müssen die Bilder so sein, daß man sie aufhängen kann, wozu es genügt, wenn rohe Holzleisten hochkant darumgenagelt werden. Auch für die Juryfreie will ich ein oder zwei Bilder in dieser Weise herrichten, der Transport ist dann nicht so schwer. Die drei Bilder von der Ausstellung des Dt. Künstlerbundes im Vorjahre stehen immer noch in der Hochschule u. ich weiß nicht, wie ich sie mit ihren schweren Rahmen herschaffen soll. – Für die Juryfreie werde ich vielleicht das Mansardenfenster geben, vielleicht auch noch das Bild mit den roten Dächern, nicht, weil diese beiden Bilder besonders gut sind, sondern weil sie stark farbig u. kontrastreich sind. Meine Bilder im vorigen Jahre waren viel zu zart, sie konnten gegen die sehr brutalen Bilder der meisten Kollegen nicht aufkommen. Am Mansardenfenster habe ich heute noch etwas gemalt u. habe es noch kontrastreicher gemacht, vielleicht wird es so für diese Ausstellung gut sein.

     Ich fragte bei der Sparkasse, ob Geld für uns eingegangen sei, da Anni mit dem Gelde ziemlich am Ende ist, aber es war nichts da. Elisab. meinte, daß die VAB Geld schicken würde für den Nachtdienst, den sie gemacht hat, aber bisher ist nichts eingegangen.

     Heute nachmittag wollte Herr Tschuschke kommen, um Bettinchen zu fotografieren, vielleicht kommt er noch. Eigentlich muß ich auch zu Charlotte Sinn, um ihr das Scheckheft für den „Tag der offenen Tür“ zurückzugeben, aber es ist möglich, daß ich es nicht mehr schaffe.

     Bettinchen ist auch ohne die Mutti wohlauf u. munter. Ein Kind lebt der Gegenwart. Wenn die Mutti nicht da ist, macht es sich keine Gedanken darüber; aber wenn die Mutti dann kommen wird, wird die Freude groß sein.

Himmelfahrt – Vatertag
am 14. Mai 53.     

     Heute, am Tage der Herrenpartie, mache auch ich eine Partie u. da Elisab. so wie so nicht da ist, habe ich's besonders bequem, indem ich zuhause bleiben kann. Aber um diesen Tag festlich zu begehen, habe ich gleich morgens meine alte dreckige Manchesterhose angezogen. Zum Frühstück, zu dem es leider keinen Kaffee gab, sondern Tee, da der Kaffee alle ist u. wir kein Geld haben, neuen zu kaufen, gab es ein Päckchen Lux=Zigaretten, die mir die gute Charlotte durch Anni geschickt hat –, am Sonntag –, mit der Anweisung, sie mir heute zum Vatertag auszuhändigen. Nach dem Frühstück habe ich dann nochmals an dem Mansardenfesterbild gemalt, wobei ich erst gestört wurde durch Herrn Dr. Ludtke, der es sich nicht nehmen ließ, mir die Einladung zu einer Veranstaltung seiner Klopstockgesellschaft am 18. Mai im Charlottenb. Schloß zu überbringen. Kaum war er fort, als

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Hans Brass: Thim-Sieberg. , 1953, Seite 005. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1953-05-14_001.jpg&oldid=- (Version vom 1.3.2024)