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     Am ersten Feiertag soll die Gans gegessen werden, die Elisab. im Hs. d. Gesundh. bekommen hat, aber wieder ist das Problem wie im Vorjahre, wie man sie braten soll. Es gibt Bratpfannen nicht zu kaufen, wir werden die Gans wie im Vorjahre zerschneiden müssen. Gemüse gibt es so gut wie garnicht, Anni hat einen Kopf Weißkohl aufgetrieben u. zwei Konservengläser mit Bohnen u. Erbsen mit Mohrüben. Bis vor Kurzem gab es noch Mohrüben zu kaufen, aber die gibt es nun auch nicht mehr.

     Bis jetzt hat mir Fritz noch nichts geschickt, was ich Elisab. schenken kann. Vielleicht hat er's vergessen. Ich bin sehr ärgerlich darüber, ich habe nur eine Flasche 4711, sonst nichts.

     In der „Neuen Zeitung“ sah ich ein nächtliches Straßenbild, ein Foto, das mir so gut gefiel, daß ich es als Grundlage für eine Kohleskizze nahm. Die Skizze ist sehr hübsch geworden, vielleicht werde ich sie nach dem Fest als Bild malen. –

Freitag, 26. Dez. 52.     

     Am Mittwoch fuhr ich vormittags zum Gesundbrunnen, um für Elisab. ein Portemonnaie zu kaufen, nachdem die Post nichts gebracht hatte u. Fritz mich offenbar vergessen hatte. Ich fand ein gutes Portemonnaie aus braunem Saffianleder, sodaß ich außer der Flasche 4711 noch ein kleines Geschenk hatte. Beides zusammen, hat in Ostgeld umgerechnet etwa 100,– M. gemacht. – Als ich dann mittags nachhause kam, waren die drei Jungens aus München eben angekommen. Der Zug hat 5 Stunden Verspätung gehabt, dies allein innerhalb der russischen Zone, bis zur Zonengrenze war der Zug pünktlich. Es ist da nicht zu verwundern, daß auch sonst alles andere nicht klappt. –

     Die beiden Jungens Hubert u. Franz sind wirklich ganz hervorragende Kerle. Hubert, der Aeltere, ist Filialleiter der Speditionsfirma Schaenker & Co in Rosenhaim b. München, Franz ist Mechaniker, möchte aber noch umsatteln u. Buchdrucker werden. Hubert ist sehr groß u. schlank u. von äußerst liebenswürdigem Benehmen, Franz ist etwas kleiner, im Gegensatz zu Hubert dunkelharig u. sehr ernst u. besinnlich, beide sind prächtige Menschen. Der jüngere Bruder Karlheinz fällt dagegen sehr ab, aber vielleicht entwickelt er sich noch.

     Die Jungens haben dann den Weihnachtsbaum aufgestellt u. geputzt. Wir aßen dann unsere Karpfen; nach dem Essen dekorierte Elisab. mit Giselas Hilfe die Gabentische, dann wurde der Baum angezündet u. wir sangen

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Hans Brass: TBHB 1952-12-24. , 1952, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1952-12-26_001.jpg&oldid=- (Version vom 2.3.2024)