TBHB 1952-12-24
Einführung
Der Artikel TBHB 1952-12-24 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 24. Dezember 1952. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[1] Elisabeth brachte gestern, als sie aus dem Dienst kam, mit zwei Jungens, Sohn u. Neffe eines Patienten, auf einem Handwagen zwei große Weihnachtsbäume, zwei Betten aus dem Haus der Gesundh. u. die erforderlichen Decken mit. Den einen der Bäume bekam Frau Vogel, unsere Nachbarin. – Ich selbst machte gestern Vormittag die Abrechnung für die beiden Weihnachtsfeiern im Hs. d. Ges. fertig, an der ich bereits vor drei Tagen gearbeitet hatte. Es war mühsam, aber sie stimmt nun bis auf ein paar Mark für kleine Auslagen, für die Belege nicht vorhanden sind.
Heute früh um 7 Uhr sollten Franz u. Hubert u. Karl-Heinz eintreffen, aber der Zug hat fast drei Stunden Verspätung. Es ist das typisch, man ist nicht in der Lage, zu erreichen, daß die Züge fahrplanmäßig einlaufen. Die Regierung beschäftigt sich jahraus jahrein mit der Ausarbeitung von Plänen, die dann bombastisch verkündet werden, aber die Pläne sind dann nicht einzuhalten. Nachdem es bisher nur sehr knapp Weihnachtsbäume gab, die nur auf Kohlenkarten abgegeben wurden, steht heute früh in der Zeitung, daß große Massen von Weihnachtsbäumen eingetroffen sind, die nun freihändig verkauft werden sollen, um sie los zu werden. Von dem sonst noch so bombastisch versprochenen Geflügel usw. ist selbst heute noch nichts zu sehen, vielleicht kommt es nach dem Fest, wahrscheinlich aber nie. –
Heute abend werden wir Karpfen essen, Anni hat schließlich irgendwo diese aufgetrieben, aber sie sind tot u. niemand weiß wie lange sie es schon sind. Um sie kochen zu können mußten wir uns von Frau Vogel ein geeignetes Behältnis leihen.
[2] Am ersten Feiertag soll die Gans gegessen werden, die Elisab. im Hs. d. Gesundh. bekommen hat, aber wieder ist das Problem wie im Vorjahre, wie man sie braten soll. Es gibt Bratpfannen nicht zu kaufen, wir werden die Gans wie im Vorjahre zerschneiden müssen. Gemüse gibt es so gut wie garnicht, Anni hat einen Kopf Weißkohl aufgetrieben u. zwei Konservengläser mit Bohnen u. Erbsen mit Mohrüben. Bis vor Kurzem gab es noch Mohrüben zu kaufen, aber die gibt es nun auch nicht mehr.
Bis jetzt hat mir Fritz noch nichts geschickt, was ich Elisab. schenken kann. Vielleicht hat er's vergessen. Ich bin sehr ärgerlich darüber, ich habe nur eine Flasche 4711, sonst nichts.
[2] In der „Neuen Zeitung“ sah ich ein nächtliches Straßenbild, ein Foto, das mir so gut gefiel, daß ich es als Grundlage für eine Kohleskizze nahm. Die Skizze ist sehr hübsch geworden, vielleicht werde ich sie nach dem Fest als Bild malen. –