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Wir sprachen dann darüber u. ich sah, daß er ohne Schwierigkeit über die starken Deformationen hinweg kam, besonders stimmte er zu, als ich in Bezug auf die menschliche Figur den Psalmvers zitierte: „Ich bin ein Wurm kein Mensch“. Wir sprachen dann über die möglichen Farben u. er fand, daß Grün die einzig richtige Farbe für die Figur sei. Wir versuchten, zu erklären, wieso die Figur nicht anders als grün sein könne. Er konnte keine Erklärung geben. Ich sagte, daß Grün eben die Vernichtung des strahlend=aktiven Gelb sei, aber noch nicht absolute Aufgehen im passiven Blau. Es ist noch Widerstandswille im Grün, – also „Hoffnung“, wenngleich der Zuschauer auch die Hoffnunglosigkeit erkennt. Ich glaube, daß dies die richtige Erklärung ist. –

Montag, 23. Dezember 1946.     

     Heute früh Stille Messe mit P. Beckmann, es waren auch einige Sudetendeutsche da, auch Herr + Frau Triebsch. P. Beckmann frühstückte dann mit uns u. fuhr dann zurück nach Ribnitz. Ich malte, bekam aber die „Dorfstraße“ nicht fertig, obgleich nicht mehr viel daran fehlt. Nun kommen die Weihnachtstage dazwischen. Morgen komme ich nicht mehr zum malen, ich muß den Weihnachtsbaum schmücken, den Hanschak besorgt hat.

     Abends ein Brief von Petersen aus Berlin, der von seiner bisher vergeblichen Bemühung berichtet, in meiner Ausstellungs-Angelegenheit irgend etwas zu erreichen. Offenbar ist er bisher auf unverbindliche Redensarten hereingefallen u. er sieht nun ein, daß die Sache aussichtslos ist. Ich werde in den Weihnachtstagen an Frau Dr. Riemschneider schreiben, daß sie mir alle Bilder wieder zurücksenden möchte. Ich werde also ebenso wie früher nichts mehr in dieser Sache tun u. meine Bilder nur hier gelegentlichen Interessenten zeigen, mag diese ganze Gesellschaft mir den Buckel rauf u. runterrutschen.

     Nachmittags machte ich Zeichnungen zurecht, die ich Weihnachten verschenken will. Martha bekommt die große Skizze zum betenden Engel, Fritz die Zeichnung zum gegenwärtigen Bild „Dorfstraße“ u. Frl. v. Tigerström die kleine Zeichnung zum „Blauen Engel“. Alle Zeichnungen sind in Passepartouts mit gezeichneten, farbigen Leisten um das Bild u. die Zeichnungen selbst habe ich farbig getönt mit Buntstiften. Besonders der „Betende Engel“ sieht dadurch sehr schön aus. Petersen ist übrigens der Ansicht, daß der Widerstand gegen eine Ausstellung meiner Bilder im Motivischen liegt. Das kann gut stimmen. Auch in Schwerin u. Rostock war es so. Damals, im Sommer, als diese Ausstellung noch nicht sicher war, äußerte sich Herr Venzmer, daß er gegen die Ausstellung meiner Bilder sei, weil dieselben, „zu fromm“ seien. Religiöse Bilder liegen eben nicht im Interesse der SED. Solange diese Partei ihre Diktatur ausübt, werde ich keine Aussichten haben. Genau wie bei den Nazis. –

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Hans Brass: TBHB 1946-12-22. , 1946, Seite 003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-12-23_001.jpg&oldid=- (Version vom 3.12.2024)