aber durch die Quertreiberei meiner Kollegen verhindert worden sei. Ich verwies ihn an einen Kreis von Studenten um den stud. phil. Düwel, der sich für moderne Kunst interessiere u. an den Rektor Prof. Rienäcker. Wenn von diesen eine kräftige Aktion ausgehe, hielte ich es für möglich, daß auch der Stadtrat Matern wieder Mut bekäme u. die Ausstellung dennoch stattfinden würde.
Nachmittags war Max Grantz u. Carmen zum Kaffee bei uns. Sie kamen schon um 1/2 4 Uhr, um noch eben grade meine beiden letzten Bilder sehen zu können. Besonders das letzte machte auf Max Grantz einen starken Eindruck.
Frau Oberländer war in Rostock u. hatte sich erboten, meine Zeichnungen endlich zurück zu bringen, doch brachte sie nur zwei Stück mit, die eine ohne Passepartout. Ich habe sie selbst nicht gesprochen, sie will morgen zu mir kommen u. Näheres erzählen.
Max Grantz erzählte anschaulich vom Leben in Hamburg. Es sieht auch dort sehr hoffnungslos aus, aber die Engländer sind wenigstens manierliche Leute, die sich tadellos benehmen. Aber sonst ist es ebenso schlimm wie hier im Osten.
Gestern wurde im Radio durchgegeben, daß die Friedenskonferenz für Deutschland am 10. März 1947 in Moskau beginnen soll. Ob es dann besser wird?
Abends war Martha mit den kathol. Flüchtlingsfrauen wieder bei Frau Longard, um die Weihnachtsfeier zu organisieren. Ich zeichnete derweil die neue, kleine Landschaft „Dorfstraße“ auf, für die ich vor einigen Tagen den Entwurf gemacht hatte. Es wird ein kleines Bild 42 x 54 cm. auf Sperrholz mit Nesselüberzug, Rückseite des Restes des alten Bildes „Verkündigung“. Die größere Hälfte davon habe ich schon früher für das Bild „Rosen“ verwendet.
Nachmittags besuchte uns die Malerin Lang=Scheer. Sie war im Sommer schon hier u. hat mich damals 2 x besucht. Sie sah meine Bilder, die neuen, u. fand sie sehr schön. Vormittags hatte ich die neue kleine Landschaft „Dorfstraße“ angelegt, sodaß sie auch davon schon einen ungefähren Eindruck haben konnte.
Frau Lang-Scheer scheint ein rechter Glückspilz zu sein. Sie erzählte, daß sie im Frühjahr eine Ausstellung in Stralsund machen wird u. daß sie außerdem den Auftrag erhalten habe, in der neuhergerichteten kathol. Kirche in Rostock ein Fresko zu malen, was ebenfalls im Frühjahr geschehen wird. Auch sonst scheint es ihr nicht schlecht zu gehen. Sie ist hierher gekommen, um in der BuStu. ihre Weihnachtseinkäufe zu tätigen u. sie hat das in einem sehr erheblichen Maße getan. Mir selbst hat sie einige Pulverfarben mitgebracht u. etwas echtes Mohnöl.
Es ist plötzlich sehr kalt geworden bei starkem Ostwind, sodaß wir mit starkem Frost rechnen müssen.
Dora Oberländer war vormittags bei mir u. gab mir Bericht über Rostock. Danach lehnt es also auch Herr Dr. Fiesel, der jetzige Museumsleiter, es ab, von mir eine Kollektivausstellung zu machen. Meine Zeichnungen, die ehemals bei dem sog. Kunsthändler Weiß waren, sind dort von Herrn Kreuzberg abgeholt worden, der sie jetzt angeblich haben soll. Herr K.
Hans Brass: TBHB 1946-12-12. , 1946, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-12-13_001.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2024)