Heute früh kam zum letzten Male Dechant Pich, um bei uns die hl. Messe zu lesen. Wir frühstückten nachher zusammen. Er wird übermorgen nach Stralsund gehen, wo er als Hilfspriester eine Anstellung gefunden hat durch P. Beckmann. Damit ist dieser unmögliche Zustand seines Bleibens in Wustrow beendet u. ich freue mich für den alten Herrn, obgleich für uns damit die Seelsorge wieder magerer wird. Aber erstens wäre der alte Herr in den unmöglichen Verhältnissen in Wustrow unfehlbar zugrunde gegangen, u. zweitens ist er für uns hier so wie so nicht von großem Nutzen gewesen. Er war ein still ergebenes Opferlamm von tiefer Frömmigkeit, aber diese Frömmigkeit richtete sich doch eigentlich ausschließlich auf das eigene Heil, um die Katholiken kümmerte er sich abgesehen davon, daß er für sie das hl. Meßopfer darbrachte, garnicht. So war er für unsere Diaspora-Verhältnisse wirklich völlig ungeeignet, ja, er wäre uns eine schlimme Last geworden, wenn er erst wirklich unter den Verhältnissen zusammengebrochen wäre, was nur eine Frage der Zeit gewesen wäre. Aber wie hätten wir ihm dann noch helfen können? – So ist es gut, daß er geht. –
Vormittags schrieb ich an Gerhard Stübe in Rostock. Ich schrieb ihm, daß ich seinem Wunsche, meine Ausstellung auch in Rostock zu sehen, sehr gern entsprechen würde, – daß diese Ausstellung eigentlich zuerst in Rostock geplant gewesen sei,
Hans Brass: TBHB 1946-12-12. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-12-12_002.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2024)