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hätte bei der Organisation des Kurbetriebes in Ahrenshoop. Man hatte in Schwerin Sorge gehabt, daß Ahr. nicht voll werden würde u. hat deshalb Kreti u. Pleti hierher geschickt. Nun, wo die wirklich beachtlichen Leute aus Berlin u. dem Westen herkommen wollen, ist alles besetzt mit minderwertigen Leuten. –

     Spät Abends kam Fritz aus Berlin zurück. Er erzählte sehr viel Interessantes. –

     Vom Verlag des „Tagesspiegel“ bekamen wir heute Nachricht, daß die Zeitung nicht mehr in den russ. Sektor geliefert werden darf. –

     Wir erhielten von einem Kaplan Alois Wagner aus Bln=Neukölln die Anfrage, ob er ab 6. Aug. seine Ferien für 3 – 4 Wochen bei uns verbringen könne. Er hat unsere Adresse von den Aquinata-Schwestern. Ich habe ihm sofort geschrieben, daß er kommen soll.

     Dr. Meyer erzählte mir heute, daß die Russen nur der SEP. Papier liefern für die Wahlpropaganda, die anderen Parteien bekommen nichts. Der Druck wird immer stärker, zugleich wird die Propaganda für die SEP. immer lauter. So ist vor einigen Tagen mit viel Lärm ein Brief der SEP. an die russische höchste Behörde bekannt gegeben worden, in dem diese Behörde um höhere Lebensmittel-Zuteilung für diejenigen Personen gebeten wurde, die bisher die niedrigste Zuteilung nach Karte 6, die sog. Hungerkarte, erhalten haben. Es ist das natürlich die große Mehrheit der Hausfrauen, Kranken u. alten Leute, die nun aber als Stimmvieh in der künftigen Wahl ein großes Gewicht haben. Sofort ist jetzt mit ebensoviel Lärm die Zustimmung der russ. Behörde bekannt gegeben worden. Es werden also diese Leute jetzt mehr zu essen bekommen u. es wird ihnen dabei gleich klar gemacht, daß sie dies der SEP. zu danken u. diese darum zu wählen haben. Die ganze Geschichte ist nichts als ein Wahlpropaganda-Trick. Aber ich fürchte, daß diese Machenschaften ihren Erfolg haben werden u. daß hier überall die SEP. gewählt werden wird. Man hört ja bereits überall, wieviel besser alles in der russ. Zone sein soll wie im Westen. Da niemand dem widersprechen kann u. alle westlichen Zeitungen verboten sind, so muß diese Propaganda ja auch Erfolg haben.

Freitag, 19. Juli 1946.     

     Das Bildnis Dr. Tetzlaff ist heute fertig geworden. Es ist gut.

     Morgen früh will Martha nach Berlin fahren für eine Woche. Es ist eine höchst ungeeignete Zeit zum Reisen, da sie im Geschäft weit notwendiger ist; aber die Warenknappheit ist tatsächlich sehr groß, obwohl Fritz in Bln. allerhand gekauft hat.

     Heute Abend ist eine Sitzung der sog. Ortsgruppe des Kulturbundes. Herr Dr. Burgartz hat mich extra bitten lassen, zu kommen.

Sonnabend, 20. Juli 1946.     

     Gestern Abend die Versammlung des Ku-Bu, doch versammelten sich von den etwa 35 Mitgliedern nur fünfzehn, unter ihnen der alte Triebsch, der rechts neben mir saß, der Bürgermeister Schröter, Frau Koch-Gotha, ihre Tochter u. ihr Schwiegersohn, den ich bei dieser Gelegenheit kennen lernte, Frau Eggert, Frau Marie Seeberg, Käthe Miethe, Frau Richter u. a. – Es ging zunächst um die Wahl eines stellvertr. Vorsitzenden der Ortsgruppe, die

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Hans Brass: TBHB 1946-07-18. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-07-19_001.jpg&oldid=- (Version vom 11.11.2024)