Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-07-18
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Donnerstag, 18. Juli 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 18. Juli 1946
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Einführung

Der Artikel TBHB 1946-07-18 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 18. Juli 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 18. Juli 1946.     

[1]      Vormittags am Bildnis gemalt, das sehr gut wird. Es ist dies das erste Portait meines Lebens u. es scheint so, als hätte ich dafür eine besondere Begabung. Es ist schade, daß ich nie Gelegenheit gehabt habe, dergleichen zu machen u. vermutlich auch in Zukunft nicht viel Gelegenheit dazu haben werde.

     Nachmittags den Entwurt für das Rosenbild fertig gemacht, es kann sehr schön werden. Um 5 Uhr kam Bürgermeister Schröter u. seine nette, bescheidene Frau, um Bilder zu sehen. Herr Schröter ist sehr überschwänglich, so daß man nicht weiß, ob er wirklich das empfindet, was er zur Schau trägt. Er macht sich wohl selber viel vor u. er weiß selbst nicht, was echt u. was unecht an ihm ist. Die Frau war still, aber zum Schluß hatte ich die Empfindung, als hätte sie wirklich von den Bildern etwas gehabt.

     Gegen Abend kam der Stadtrat Matern, der der Hauptmacher des Kulturbundes in Rostock ist, mit Herrn v. Achenbach, der sich doch früher stark gemacht hatte, mein Haus nicht zu betreten. Herr Matern ist aber im Kulturbund sein Chef u. so mußte er schon. Herr M., den ich bisher nicht kannte, stellte sich vor u. bat, meine Bilder sehen zu dürfen. Ich führte beide Herren rauf ins Atelier u. führte die Bilder vor. Herr M. fragte, warum ich nie in Rostock ausgestellt hätte. Ich sagte ihm, daß ich kein Interesse daran hätte, einzelne Bilder auszustellen, daß ich alle Bilder ausstellen wollte, oder garnicht. Er ging sofort darauf ein u. stellte mir den Raum dazu im Rostocker Museum zur Verfügung. Er sagte, daß in den nächsten Tagen der Museums-Direktor kommen u. alles mit mir besprechen würde, sodaß die Ausstellung um den 15. Sept. eröffnet werden könnte. – Herr M. beurteilte meine Bilder so, wie ein Fachmann Pferde oder Hunde beurteilt. Er sah, daß mit meinen Bildern etwas los ist, daß sie beim großen Publikum keinen Anklang finden würden, aber desto mehr bei Kunstverständigen u. das ist es, was er will. Er ist überhaupt ein sehr zielbewußter u. energischer Mann, obgleich er klein u. schmächtig ist. Er sagte, daß die Leitung des Kulturbundes in Schwerin leider versagt [2] hätte bei der Organisation des Kurbetriebes in Ahrenshoop. Man hatte in Schwerin Sorge gehabt, daß Ahr. nicht voll werden würde u. hat deshalb Kreti u. Pleti hierher geschickt. Nun, wo die wirklich beachtlichen Leute aus Berlin u. dem Westen herkommen wollen, ist alles besetzt mit minderwertigen Leuten. –

     Spät Abends kam Fritz aus Berlin zurück. Er erzählte sehr viel Interessantes. –

     Vom Verlag des „Tagesspiegel“ bekamen wir heute Nachricht, daß die Zeitung nicht mehr in den russ. Sektor geliefert werden darf. –

     Wir erhielten von einem Kaplan Alois Wagner aus Bln=Neukölln die Anfrage, ob er ab 6. Aug. seine Ferien für 3 – 4 Wochen bei uns verbringen könne. Er hat unsere Adresse von den Aquinata-Schwestern. Ich habe ihm sofort geschrieben, daß er kommen soll.

     Dr. Meyer erzählte mir heute, daß die Russen nur der SEP. Papier liefern für die Wahlpropaganda, die anderen Parteien bekommen nichts. Der Druck wird immer stärker, zugleich wird die Propaganda für die SEP. immer lauter. So ist vor einigen Tagen mit viel Lärm ein Brief der SEP. an die russische höchste Behörde bekannt gegeben worden, in dem diese Behörde um höhere Lebensmittel-Zuteilung für diejenigen Personen gebeten wurde, die bisher die niedrigste Zuteilung nach Karte 6, die sog. Hungerkarte, erhalten haben. Es ist das natürlich die große Mehrheit der Hausfrauen, Kranken u. alten Leute, die nun aber als Stimmvieh in der künftigen Wahl ein großes Gewicht haben. Sofort ist jetzt mit ebensoviel Lärm die Zustimmung der russ. Behörde bekannt gegeben worden. Es werden also diese Leute jetzt mehr zu essen bekommen u. es wird ihnen dabei gleich klar gemacht, daß sie dies der SEP. zu danken u. diese darum zu wählen haben. Die ganze Geschichte ist nichts als ein Wahlpropaganda-Trick. Aber ich fürchte, daß diese Machenschaften ihren Erfolg haben werden u. daß hier überall die SEP. gewählt werden wird. Man hört ja bereits überall, wieviel besser alles in der russ. Zone sein soll wie im Westen. Da niemand dem widersprechen kann u. alle westlichen Zeitungen verboten sind, so muß diese Propaganda ja auch Erfolg haben.