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dienen muß. Er wollte gern meine Bilder sehen u. benahm sich dabei sehr gut. Er wie sie waren sympatische Leute, er muß jedoch schon morgen nach Schwerin zurück. Am Nachmittag will Frau Dr. Barbara v. Renthe aus Chemnitz meine Bilder sehen. Sie ist mit Dr. Ziel über Pfingsten hier.

     Nachmittags: Außer Frau Dr. v. R. waren noch mehrere andere Damen da, um meine Bilder anzusehen, es waren etwa 8 Personen insgesamt. Nachher unterhielt ich mich noch mit Frau v. R., die dem Stadtrat in Chemnitz, Gesundheitswesen, angehört. Ihr geschiedener Mann, Peter Jaeger, ist in Berlin ebenfalls im Gesundheitsamt als Arzt. Es scheint, als wäre Sachsen dasjenige Land, welches am erfolgreichsten im Wiederaufbau ist, jedenfalls berichtete Frau v. R. viel Positives, auch über ihre Zusammenarbeit mit Kommunisten, mit denen sie gut arbeitet, obgleich sie selbst parteilos ist u. einen adeligen Namen hat. Dennoch ist sie skeptisch. Die Unstimmigkeiten zwischen Russen u. dem Westen sind zu groß u. sie hält es für möglich, daß die Westmächte sich eines Tages aus Berlin zurückziehen u. den Russen das Feld überlassen.

     Für mich persönlich hält auch Frau v. R. es für richtig, wenn ich mich wenigstens diesen Sommer noch künstlerisch zurückhalte u. ruhig weiterarbeite. Es ist ja durchaus möglich, daß durch den Kulturbund im Sommer einflußreiche Leute herkommen, die dann von sich aus etwas unternehmen oder in Gang bringen in meinem Interesse. Auch ich bin dieser Meinung. Ich habe eine große Abneigung davor, mich an irgend einer Ausstellung zu beteiligen.

Mittwoch, 12. Juni 1946.     

     Gestern war Deutschmann bei mir u. berichtete, daß ein Offizier der GPU. im Orte ist, der ihn wieder ausgefragt hat. Er hat auch nach Fritz gefragt. Außerdem war er voller Mißtrauen gegen unsere Kulturbund=Gäste. Er meinte, es würden auch Leute aus dem Westen kommen, die hier spionieren wollen, wieviel Militär hier ist usw. Der Offizier will über Wochenende zur Erholung hier bleiben u. suchte Quartier. Deutschmann hat ihm das Haus von Prof. Reinmöller empfohlen. Herr Jesse hat ihm nämlich gesagt, daß hier drei Grundstücke beschlagnahmt werden sollen. Siegert, das ja bereits beschlagnahmt ist, ohne daß jemand weiß, was damit gemacht werden soll, sodann Bachmann u. Reinmöller. Bachmann ist für den Sommer für den sog. „Pastor“ Kleinschmidt reserviert, der dort seine Familie untergebracht hat, nur über Reinmöller ist bisher nicht verfügt. Reinmöller selbst soll in Moskau sein.

     In Dierhagen hat sich am Sonnabend wieder ein tolles Stück ereignet. Eine Horde Soldaten hat einen Bauern, der mit seinem Gespann grade von der Verlobungsfeier seines Sohnes kam, angehalten u. im Pferde u. Wagen fortgenommen u. haben den Bauern erschossen u. sein Haus geplündert. Es sollen fremde Soldaten aus Markgrafenheide gewesen sein. Sie sind mit dem Gespann u. der Beute abgefahren u. haben auch die Leiche des Bauern mitgenommen.

Donnerstag, 13. Juni 1946.     

     An Stelle des gestern von uns erwarteten P. Joh. Beckmann erschien zunächst ein fremder Geistlicher per Rad, der sich Kaplan so u. so vorstellte. Er sagte, daß er in Güstrow Kaplan sei, krank gewesen sei (Fleckfieber) u. jetzt in Müritz zur

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Hans Brass: TBHB 1946-06-11. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-06-12_001.jpg&oldid=- (Version vom 6.11.2024)