Ich trug eine schlichte, weiße Priesterkleidung, bestehend aus einfachen weißen, sehr weiten Leinenhosen u. Leinenschuhen u. einem weißen, halblangen Leinenkittel. Ich habe nicht geträumt, daß ich irgend welche rituellen Funktionen ausführte, ja, ich habe überhaupt keinen anderen Menschen gesehen; aber ich träumte, daß ich durch die obersten Stockwerke ging u. daß ich, – nachdem ich dort priesterliche Funktionen ausgeübt hatte, in einen anderen, sehr hohen Saal hinabgestiegen sei, wo ich das hl. Meßopfer darbrachte. Auch hiervon träumte ich nur die Tatsache, dies aber so lebhaft, daß ich davon erwachte u. sehr unglücklich war, daß ich in Zukunft täglich das hl. Meßopfer darbringen müßte.
Der Pater aus Ribnitz hat geschrieben, daß er am Mittwoch bei uns hl. Messe lesen will, aber heute kam ein Telegramm, daß er erst am Sonnabend kommen kann.
Für mich, bzw. Martha, ist jetzt das große Problem, wie ich den Gewichtsverlust wieder einbringen soll. Dr. Meyer war gestern ziemlich entsetzt über mein Aussehen. Spangenberg u. Herr Heyde geben sich rührende Mühe, mir Lebensmittel in Gestalt von Eiern, Butter + Milch heranzuschaffen, auch Kartoffeln haben sie gebracht u. Handschak hat Fleisch abgegeben, das er von den Russen bekommen hat.
Heute Brief von Fritz vom 3. März aus Freiburg, am Tage vor seiner Abreise von dort nach Tuttlingen. Er war ja zuletzt in Offenburg gewesen. von wo er nun entlassen ist. Er hat den Sonntag in Freiburg bei Lieschen Schultze verbracht u. muß am Montag d. 4.3. in Tuttlingen zum Empfang seiner Papiere sein. Von dort hat er ja auch das erste Telegramm an uns geschickt, das wir am 6.3. bekamen. Er will dann nochmals nach Freiburg zurück, wo er etwa 10 Tage bleiben wird, bis seine Kautschukplatte, die grade in Arbeit ist, fertig ist. In dieser Zeit will er auch nach Hinterzarten zu Frau v. Wolff u. nach Bombach zu Frau Monheim. Dann will er gleich nach Regensburg, wo er nun jetzt ist. Gestern kam von dort ein Telegramm, daß es unmöglich ist, vor Ostern hier zu sein. Die Reise hierher wird gewiß noch schwierig genug werden.
Auch von Fritzens letztem Vorgesetzten Dr. Kuntze bekamen wir heute einen Brief. Er fragt nach Fritz u. er möchte ihn gern als Sekretär bei sich anstellen.
Von Justus Schmitt ein Brief. Er scheint in einer sehr entscheidenden inneren Entwicklung zu sein.
Gestern Nachmittag kam ganz überraschend der Junge Pater aus Ribnitz, der von meiner Erkrankung erfahren hatte. Er hatte sich sofort aufs Rad gesetzt, um mir die hl. Kommunion zu bringen, nachdem er mir vorher das hl. Bußsakrament gespendet hatte. Zum Schluß spendete er mir auch noch die hl. Krankenölung. Es war rührend von ihm u. ich war hochbeglückt. Er hat dann noch mit Martha Kaffee getrunken u. das Christkönigsbild gesehen, das einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht
Hans Brass: TBHB 1946-03-24. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-03-25_001.jpg&oldid=- (Version vom 16.11.2024)