TBHB 1946-03-24
Einführung
Der Artikel TBHB 1946-03-24 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 24. März 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
[1] Auch heute fieberfrei, habe aber dennoch den ganzen Tag gelegen, bin erst jetzt Nachmittags zum Kaffee etwas aufgestanden.
Gestern Nachmittag war Dr. Meyer da.
Uebrigens hatte ich in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag einen bemerkenswerten Traum. Ich gehörte einer Religionsgemeinschaft als Priester an, zu deren Kult Menschenopfer gehörten. Als Kultgebäude diente ein großes, völlig Kubisches Haus, dessen Innenräume nach oben immer kleiner u. niedriger wurden. Es war überall sehr sauber u. gepflegt, aber völlig schmucklos, rein sachlich. [2] Ich trug eine schlichte, weiße Priesterkleidung, bestehend aus einfachen weißen, sehr weiten Leinenhosen u. Leinenschuhen u. einem weißen, halblangen Leinenkittel. Ich habe nicht geträumt, daß ich irgend welche rituellen Funktionen ausführte, ja, ich habe überhaupt keinen anderen Menschen gesehen; aber ich träumte, daß ich durch die obersten Stockwerke ging u. daß ich, – nachdem ich dort priesterliche Funktionen ausgeübt hatte, in einen anderen, sehr hohen Saal hinabgestiegen sei, wo ich das hl. Meßopfer darbrachte. Auch hiervon träumte ich nur die Tatsache, dies aber so lebhaft, daß ich davon erwachte u. sehr unglücklich war, daß ich in Zukunft täglich das hl. Meßopfer darbringen müßte.
Der Pater aus Ribnitz hat geschrieben, daß er am Mittwoch bei uns hl. Messe lesen will, aber heute kam ein Telegramm, daß er erst am Sonnabend kommen kann.
Für mich, bzw. Martha, ist jetzt das große Problem, wie ich den Gewichtsverlust wieder einbringen soll. Dr. Meyer war gestern ziemlich entsetzt über mein Aussehen. Spangenberg u. Herr Heyde geben sich rührende Mühe, mir Lebensmittel in Gestalt von Eiern, Butter + Milch heranzuschaffen, auch Kartoffeln haben sie gebracht u. Handschak hat Fleisch abgegeben, das er von den Russen bekommen hat.