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Korridor zwischen den beiden Fronten hineinschmeißen. Bei uns gibt es weder Bodenabwehr, noch Luftabwehr. Unsere Maschinen stehen ohne Benzin auf den Flugplätzen u. werden dort von den Anglo-Amerikanern wehrlos zusammengeschmissen.

     Der Vormarsch geht in Nord= u. Mitteldeutschland weiter. Die Engländer haben die Elbe beiderseits Magdeburg auf breiter Front erreicht u. an verschiedenen Stellen bereits überschritten. Widerstand gibt es hier so gut wie keinen, was ein wahres Glück ist, denn so wird diese Gegend vor Zerstörung bewahrt. Leipzig haben die Amerikaner im Süden umgangen, sie stoßen auf Dresden vor. Damit ist die Nord-Süd-Verbindung unterbrochen. Im Norden stehen Engländer + Kanadier immer noch vor Bremen, es scheint, als wolle sich diese Stadt verteidigen. Sie schieben sich gleichzeitig gegen Hamburg vor, auch diese Stadt soll sich ja verteidigen. Es ist zu hoffen, daß es dazu nicht mehr kommt. Jetzt beginnt nun auch der Vormarsch gegen Lübeck u. Rostock, das ebenfalls zur Verteidigung eingerichtet wird.

     Im Osten haben die Russen nun Wien ganz befreit, die Bevölkerung soll den Russen zujubeln. Diese scheinen sich gut zu benehmen. Sie verteilen Essen an die Einwohner aus ihren Feldküchen u. eine Offiziers-Abordnung hat Kränze am Grabe Beethovens u. Strauß niedergelegt. Stalin hat bekannt gegeben, daß bald ganz Oesterreich befreit sein werde. – Sonst scheint an der Ostfront immer noch Ruhe zu herrschen. Dagegen ist nun auch die italienische Front in Bewegung geraten, sowohl die alte Front von südl. Spezia bis zur Adria, wie auch an der französ. Grenze.

     Das Wetter ist sehr schön, jedoch nördl. Strömung u. deshalb immer noch kalt. Heute Abend sollen wir zu Ziels kommen, er ist wieder so weit hergestellt.

Sonntag, 15. April 1945.     

     Gestern Abend bei Ziels war es außerordentlich nett. Dr. Z. hatte eine Fl. franz. Rotwein, die er spendierte. Wir unterhielten uns sehr angeregt u. gingen erst nach 11 Uhr nachhause.

     Gestern bekamen wir noch einmal einen Brf. von Fritz, u. zwar einen neuen, Nr. 19., vom Gründonnerstag, 29.3. u. vom Ostersonntag u. Ostermontag. Es ist schön, daß wir diesen Brief noch erhielten, denn er enthielt manch Wichtiges. Zuerst einmal, daß er rückwirkend ab 1. Jan. San.-Gefr. geworden ist. Es ist das die letzte gute Tat seines Stabsarztes, der sich trotz der anfängl. Schwierigkeiten schließlich doch als guter Vorgesetzter erwiesen hat. Er hat diese Ernennung durchgesetzt, damit es leichter ist, Fritz zu dem Hauptverbandsplatz nachkommen zu lassen, zu dem er versetzt ist. Als einfacher Krankenträger wäre das bestimmt nicht möglich gewesen, – ob es so möglich sein wird, muß erst abgewartet werden. Dieser Stabsarzt Dr. Kunze muß doch ein recht ordentlicher Mann sein, denn Fritz schreibt, daß es ihm sehr schwer gefallen sei, sich von seinen Leuten zu trennen. –

     Fritz übernimmt nun zunächst bei der Stabskomp. die Sanitäterstelle. Am 29.3., als er den Brief schrieb, war er bei Stegmiller. Am Karfreitag hat er den Gottesdienst mitgemacht, den Stegmiller veranstaltete, am Sonnabend

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Hans Brass: TBHB 1945-04-14. , 1945, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-04-15_001.jpg&oldid=- (Version vom 17.7.2024)