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Dienstag, 13. März 1945.     

     Gestern Nachmittag waren wir bei Carmen Grantz, deren Haus wir nach einigem Suchen gegenüber der Batterie ganz hinten am Bodden fanden. Die Räumlichkeiten u. die Einrichtung sind überaus bescheiden. Wir lernten die Mutter kennen, eine noch sehr lebhafte Greisin, geborene Baltin aus Libau, die sehr lebendig zu erzählen wußte aus dem Baltenlande. Auch ist sie eine Patientin von Zeileis, von dem sie mit großer Verehrung sprach u. Wunderdinge zu berichten wußte. Die alte Dame hatte kürzlich Geburtstag gehabt, den wir vergaßen, Martha hatte einige Geschenke eingepackt u. mitgebracht. –

     Abends waren Partikels bei uns. Es war sehr anregend. P. erzählte von seiner Flucht per Rad aus Königsberg hierher u. von den Erfahrungen, die er bisher mit Russen gemacht hatte, oder von denen er gehört hatte. Es ist demnach nicht so schlimm. Natürlich hängt alles davon ab, ob eine Gegend Kampfgebiet ist, oder ob die Russen nur durchziehen u. besetzen, u. die Truppen selbst werden auch unterschiedlich sein. Nach wie vor habe ich keine große Sorge, da ich hoffe, daß wir hier niemals Kampfgebiet sein werden. Die Nervosität im Dorf ist aber sehr groß. – P. erzählte mir von jenem Erlebnis mit Herrn Dr. Zabel lange vor dem Kriege, wohl bald nach 1933. Er war eines Abends mit einem jungen Meisterschüler der Königsb. Akademie bei Dr. Z. eingeladen u. dort traf er auch dessen Schwiegersohn, der eine nationalsoz. Weltanschauung=Schulung durchgemacht hatte u. nun mit den dort gelernten Schlagworten um sich warf. Natürlich verfehlte er auch nicht, die kathol. Kirche anzugreifen. Der junge königsb. Maler war nun Katholik. Er trat für die Kirche ein. Der Schwiegersohn von Dr. Z. wurde ausfallend u. persönlich u. es gab scharfe Auseinandersetzungen u. Drohungen, sodaß Partikel mit dem jungen Maler das Haus verließ. Zwei Monate später kamen Gestapo-Beamte zu Partikel in Königsberg, um ihn über die Sache zu vernehmen. Der Kerl hatte also tatsächlich P. u. den jungen Maler denunziert. Es kam zwar weiter nichts dabei heraus; aber diese Geschichte ist doch sehr bemerkenswert. –

     Heute früh wurde bekannt, daß die Russen Küstrin auf dem direkten Anmarschwege nach Berlin erobert haben. –

Mittwoch, 14. März 1945.     

     Am Montag Abend bekamen wir von Fritz wieder Nachricht. Leider hat Martha diesen Brf. gleich am Ruth geschickt, es war Brf. Nr. 13, Datum v. 25. oder 28. Februar, genau weiß ich es nicht. Er hat auch eine Ortsangabe gemacht, die ich nun auch nicht mehr weiß, aber er ist nach wie vor am „Kaiserstuhl“, – ich weiß nicht, wo das ist, wahrscheinlich wird das ja ein Berg sein. Jedenfalls ist es dort, wo er ist, sehr ruhig. Sie betreuen ärztlich ein Sicherungs-Bataillon, dessen Mannschaften aus 40 – 50 jährigen Leuten bestehen, die wenig zuverlässig sind, – u. sehr unsauber, wie Fritz schreibt. Die San-Staffel wohnt in einem Zollhause, das erst kurz vor dem

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Hans Brass: TBHB 1945-03-13. , 1945, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-03-13_001.jpg&oldid=- (Version vom 15.8.2024)