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Heute scheint die große Konferenz zwischen Roosevelt, Churchill u. Stalin begonnen zu haben.

     Es herrscht große Nervosität. Die Regierung bekämpft jetzt schon den großen Propagandakrieg, der von dieser Konferenz gegen uns ausgehen soll u. das Geschrei ist groß: wir werden niemals kapitulieren, das deutsche Volk von 1945 ist nicht das von 1918, usw. – Diese Abwehr ist gefährlich u. dumm, denn damit gesteht man ja ein, daß wir da stehen, wo wir 1918 standen. –

     Im Osten scheint die Atempause anzuhalten, dafür nehmen die Kämpfe im Westen zu, besonders östlich von Monschau. Es heißt, daß wir zwei Armeen vom Westen nach dem Osten geworfen hätten, sodaß also der Widerstand im Westen weiterhin geschwächt ist.

     Gestern Abend versuchte Paul, mir die „Meistersinger“ nahe zu bringen, jedoch erfolglos. Ich empfinde diese endlosen, gesungenen Dialoge einfach als langweilig.

Dienstag, 6. Februar 1945.     

     Martha ist liegen geblieben, sie sah schon seit einigen Tagen nicht gut aus. Es wird eine Grippe sein, doch scheint es nicht gefährlich zu sein.

     Gestern sollen 120 Flüchtlinge neu ins Dorf gekommen sein, – ich habe aber nichts davon bemerkt.

     Die Amerikaner sind in den letzten Tagen in Manila eingedrungen. Sollte es ihnen gelingen –, u. daran ist ja nicht zu zweifeln –, diesen großen Hafen als Stützpunkt zu gewinnen, dann ist es mit Japan endgültig vorbei. – Es ist erstaunlich, mit welcher Energie die Amekaner diesen Krieg in Ostasien führen u. zugleich den gegen Deutschland. Um so größer leuchtet die verbrecherische Narrheit Hitlers hervor, der sich einbildete, die ganze Welt besiegen zu können u. sich damit brüstete, „alle Möglichkeiten von vorn herein einkalkuliert“ zu haben. Es scheint so, als rücke nun auch unser Zusammenbruch im Westen näher, wenigstens ist den Anglo-Amerikanern ein bedeutender Einbruch in den Westwall in der Gegend östlich St. Viet gelungen.

     General v. Seydlitz hat wiederum einen Aufruf an Volk u. Wehrmacht von Moskau aus gehalten u. zur Revolution aufgerufen; aber wie sollen wir das? Noch hat Himmler die Waffen in der Hand u. es fehlt an jeglicher Organisation, die noch unmöglich ist. Die Russen haben inzwischen rechts u. links von Küstrin die Oder erreicht u. haben auch im Raume Königsberg einige Fortschritte gemacht, doch sind das nur taktische Erfolge. Die Atempause hält sonst im Osten noch an. Auch in Budapest hält sich immer noch ein kleiner Rest der Besatzung auf der Burg.

     Von der großen Dreierkonferenz ist nichts zu hören, außer unserer Gegenpropaganda, die sehr nervös ist u. die die Angst erkennen läßt, die unsere Regierung vor einer politischen Aktion dieser Konferenz hat u. die sie im Sinne der 14 Punkte Wilsons im Jahre 1918 von ihr erwartet wird.

Mittwoch, 7. Februar 1945     

     Ueber die Dreierkonferenz wird im Rundfunk gesprochen, aber nicht von amtlicher Regierungsseite. Auch wird nicht gesagt, wo sie tagt.

     Gestern wurde um 1/2 1 Uhr der Strom abgeschaltet u. kam erst gegen 6 Uhr wieder, auch dann nur sehr schwach.

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Hans Brass: TBHB 1945-02-05. , 1945, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-02-06_001.jpg&oldid=- (Version vom 16.8.2024)