Seite:HansBrassTagebuch 1944-10-15 001.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

     Heute Nachmittag wird Frau Caspari beerdigt, Schwester von Frau Geh-Rt. Koehn, die am Montag schon plötzlich an Herzschwäche gestorben ist. Es fand sich niemand im Dorf, der die Leichenwäsche vornahm oder sonst etwas tat. Die Verstorbene lag im Obergeschoß, der Sarg wurde im Erdgeschoß abgestellt. Der Bäcker Hagedorn u. unser Nachbar, der alte Papenhagen, haben die Leiche heruntergetragen.

     Gerda Knecht soll es sehr schlecht gehen, man befürchtete gestern das Schlimmste; aber jetzt soll eine Besserung eingetreten sein. Sie liegt in der Klinik in Rostock.

     Von Herrn Otto Luke, der jetzt Gefreiter bei der Marine-Artillerie bei Hamburg ist, erhielt ich gestern einen Brief mit inliegendem Reichsbezugsausweis für Künstlerbedarf. Ich kann darauf in Berlin zwei große Tuben Weiß u. 29 sonstige Farbentuben bekommen, sowie Firnis. Sehr erfreulich, besonders nachdem Otto Wendt mir keine Farben über Günther Wagner beschaffen kann. Nun werde ich in absehbarer Zeit mit Farben nicht in Verlegenheit sein.

     Gestern Abend Rosenkranz: Frau Krauss u. Regina Treffer.

Sonntag 15. Okt. 1944.     

     Unser zweijähriger Hochzeitstag Blumen auf dem Frühstückstisch, dazu das Päckchen von Fritz, welches echte portugiesische Sardinen enthielt. Andacht fiel aus weil Nachmittags hl. Messe. –

     Gestern ist der Fischer Heinrich Meyer gestorben.

     Gestern Abend Marianne Clemens u. Frau Dr. Scheid.

     Belgrad soll von serbischen Freischärlern u. Russen genommen worden sein. Sie sind jetzt im Anmarsch auf Nisch. – Das Gerücht, nach dem die Ungarn um Waffenstillstand nachgesucht haben, welches vor einigen Tagen aufkam, verdichtet sich immer mehr u. gewinnt an Wahrscheinlichkeit. Damit würde der letzte Bundesgenosse ausfallen, wenn man von der Slowakei u. Kroatien absieht, von denen wir so wie so längst keine aktive Hilfe mehr haben. Die Flucht der Beamten aus unserer Gesandtschaft in Stockholm nimmt weiter zu. In Schweden sollen zwei höhere deutsche Offiziere angekommen sein, von denen man noch nicht weiß, ob sie aus Norwegen oder Dänemark geflohen sind.

     Herm. Göring, der lange verschwunden war, hat wieder einmal eine Rede gehalten.

Montag, 16. Oktober 1944.     

     Zur schönen, hl. Messe gestern 22 Personen. Vorher die Taufe des Enkelkindes der Frau Krauss, ein allerliebster kleiner Junge, der den Namen „Peer-Michael“ erhielt. Ich assistierte u. vertrat den abwesenden Paten. Leider ging während der Messe wieder einmal das Licht aus, wie täglich, u. ging bis Abends 8 Uhr nicht mehr an. Nach der Messe ging P. Dr. Kurz mit Frau Krauss zu deren Tochter Masurek, wo ein recht üppiges Taufessen stattgefunden hat. Wir waren auch eingeladen, hatten aber abgesagt. Genächtigt hat der Pater bei Frau Longard. Heute morgen um 8 Uhr hatten wir nochmals Messe, leider regnete es stark, sodaß viele Leute nicht kamen, besonders die von Wustrow. Wir frühstückten mit dem Pater, der sich als ein sehr gebildeter u.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1944-10-14. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-10-15_001.jpg&oldid=- (Version vom 26.6.2024)