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den er nur mit „I“ bezeichnet in einer Kaserne u. wartet auf Marschbefehl. Sie glauben, es ginge zur Verteidigung von Paris, – demnach wußten sie also am 12. Aug., daß Paris bedroht war. Hoffentlich ist die Truppe auf diese Art wenigstens aus dem mittelfranz. Gebiet heraus u. mehr nach Osten gekommen.

     Die Amerikaner haben Marseille genommen, sodaß sie nun einen großen Hafen haben. Sie sind jetzt nach Norden bis dicht vor Lyon gekommen. Eine Vereinigung der von Norden nach Süden vorstoßenden Amerikaner mit den von Süden kommenden muß in diesen Tagen stattfinden.

Sonnabend 26. Aug. 44.     

     Der deutsche Rundfunk hat uns die Nachricht von der Kapitulation Rumäniens in der Form gebracht, daß gesagt wurde, es sei in Rumänien eine nationale Regierung gebildet worden. Erst dann wurde gesagt, das der König von R. uns verraten hätte, aber es wurde so dargestellt, als wenn das ganze rumän. Volk diesen Verrat nicht mitmachte sondern treu zu Deutschland, sprich Hitler, stehe u. als ob das Ganze nicht weiter von Bedeutung wäre. – Inzwischen ist es zu Zusammenstößen deutscher u. rumän. Truppen gekommen, da die deutschen Truppen versuchten, die Rumänen zu entwaffnen, wie sie es s. Zt. in Italien gemacht haben. Infolgedessen hat Rumänien jetzt Deutschland den Krieg erklärt. Dieser Zusammenbruch ist nun wirklich total, denn es wird nicht gelingen, auch nur einen Offizier oder Soldaten von der Südfront nach Deutschland zu bringen, geschweige denn die Panzen, Kanonen u. sonstigen Waffen.

     In Nordfrankreich sind nun die Reste der 7. Armee, die sich aus dem Kessel von Falaise noch gerettet hatten, am Unterlauf der Seine von Neuem eingekesselt. Weiter südlich haben die Amerikaner Troyes erreicht u. nähern sich damit immer mehr der deutschen Grenze. –

     Gestern Abend waren Herr u. Frau Dr. Petersen bei uns. Schade, daß dieser sonst recht intelligente Mensch so furchtbar eitel ist. – Heute Mittag besuchte mich Tommy Abeking. Ich zeigte ihm meine Bilder u. er freute sich. –

     Gestern Vormittag fuhren Ruth u. Erich mit Ortrun wieder ab. Eine Stunde später flogen starke amerikan. Verbände ein, auch Rostock wurde angegriffen. Wie ich höre, ist wegen des Alarms der Dampfer erst gegen 3 Uhr aus Wustrow ausgefahren, sodaß Bauknechts wohl die Nacht in Berlin geblieben sein werden. Berlin hat aber in der Nacht auch wieder Alarm gehabt.

     Seit gestern bin ich wieder mit meiner Staffelei in mein altes Atelier gezogen u. freue mich des guten Lichtes dort. Leider habe ich kein Malmittel mehr.

Sonntag, 27. Aug. 1944.     

     An der Andacht nahmen Herr u. Frau Dr. Petersen teil, außerdem Carmen Grantz u. Grete. Frau Dr. Petersen, die übrigens immer noch nicht katholisch geworden ist, bat nach der Andacht um eine persönliche Unterredung. Wir verabredeten morgen Nachmittag zwischen 5 – 6 Uhr.

     Gestern Nachmittag war übrigens Lore Ziel bei uns.

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Hans Brass: TBHB 1944-08-24. , 1944, Seite 003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-08-26_001.jpg&oldid=- (Version vom 20.6.2024)