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eines Zusammenbruches der süditalienischen Front.

     Heute wieder Brief von Fritz. Er ist nun weiter nach Süden gekommen u. sein Bataillon liegt verteilt auf mehrere Dörfer. Wenn das Wetter gut bleibt, wird nun endlich auch die Invasion beginnen u. dann wird der Brand auflodern in ganz Frankreich. Sturm u. Feuer! – aber nicht das Feuer des Hl. Geistes, sondern Sturm u. Feuer der Welt, u. alles wird vernichtet werden. Der Aufruhr wird allgemein sein u. man wird nicht wissen, wo man beginnen soll, den Brand zu löschen. Gott sei uns gnädig!

     Am 26. Mai war Gretes Geburtstag. Martha bereitete ihr einen kleinen Gabentisch. Da Künzels Freitags u. Dienstags so wie so bei uns essen, weil an diesen beiden Tagen Paul die Warenausgabe morgens in der Bu Stu. machen muß u. Grete derweil kocht, waren sie auch am Freitag den 26ten bei uns zum Essen u. blieben auch zum Kaffee. – Morgen haben sie uns ins Kurhaus zum Essen eingeladen. Wir haben die Absicht, während des Sommers sonntags stets im Kurhaus zu essen, damit wir damit keine Arbeit haben. –

     Ahrenshoop ist für diesen Sommer für die Deutsche Arbeits-Front beschlagnahmt. Alle vorher geschlossenen Mietverträge u. Abmachungen sind ungültig. Das ist nun schon reiner Kommunismus. Es heißt, daß die Vermieter von amtswegen die Gäste zugewiesen erhalten sollen u. daß die einheitlich geregelte Bezahlung über die Gemeinde=Verwaltung erfolgen soll.

     Gestern schrieb ich an Rolf Saatmann, der schwer verwundet in Riga im Lazarett liegt.

Pfingstmontag, 29. Mai 1944.     

     Gestern mit Küntzels zu Mittag im Kurhaus gegessen. Martha u. ich wollen diese Methode den ganzen Sommer über durchhalten u. Sonntags dort essen u. so taten wir es auch heute. Gestern die Andacht gut besucht, Frau Carmen Grantz u. eine Freundin von ihr, eine Frau v. Schulenburg, wenn ich nicht irre. Nachmittags waren Krappmanns zum Kaffee bei uns. Frau K. brachte einen guten Käsekuchen mit. – Es ist seit Sonnabend Sommer geworden, heute war es direkt heiß. Heute wollte Pfr. Dobczynski aus Barth nachmittags bei uns Messe lesen. Mittags gab es Fliegeralarm. Frau K., die mit uns im Kurhaus aß sagte, daß nach den Nachrichten, die ihr Mann bekommen hat, sehr ausgedehnte Angriffe über ganz Nord= Mittel= u. Südostdeutschland stattfänden. Der Erfolg war, daß wir den Pfarrer vergeblich erwarteten. Ich hatte den Altar sehr schön hergerichtet, es kamen etwa 25 Personen, die alle die hl. Messe mit uns feiern wollten, auch drei Soldaten von der Batterie. Alle waren natürlich sehr enttäuscht. Um sie nicht ganz leer fortgehen zu lassen, improvisierte ich eine Rosenkranzandacht u. die Leute waren wenigstens etwas entschädigt.

     Abends mit Martha auf der Terrasse, eine Flasche Lorcher Krone getrunken, die wir zu Ostern von Frau Dr. Helms geschenkt bekamen.

     Es ist Invasionswetter u. es wird nun wohl los gehen. In Italien scheinen die Anglo-Amerikaner im Begriff zu stehen, Valmontone einzunehmen, womit sie die Hauptrückzugsstraße Kesselrings abschneiden würden. – Sonst nichts von Belang.

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Hans Brass: TBHB 1944-05-27. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-05-29_001.jpg&oldid=- (Version vom 9.6.2024)