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Dienstag, 9. Mai 1944.     

     Gestern eröffneten wir die Bunte Stube, es war etwa eine Stunde lang ein starkes Gewühl. Ich war wieder an der Kasse, Frau Meisner u. Frl. v. Tigerström halfen im Verkauf, wobei aber nicht viel herauskam. Wir verkauften zum ersten Male Briefmarken, wobei die teuren zu 15,– Rm. u. 10,– Rm. sehr raschen Absatz fanden. Die Jungens standen schon an der Tür Schlange, als wir öffneten. – Heute u. Freitag haben wir wieder geschlossen, um neu zu dekorieren. Paul's Arbeit an einem geordneten Lager hat sich bewährt, er gab mir heute die Ware aus dem Lager heraus, sodaß nun eine gute Uebersicht ist.

     Aus Regensburg haben wir nichts gehört. Gestern hatten wir ein Blitzgespräch angemeldet, auf das wir von Morgens an vergeblich warteten. Abends um 8 Uhr hörte ich Radio-Nachrichten u. ausgerechnet in dieser Zeit kam unerwarteterweise doch eine Verbindung, ohne daß wir den Anruf vom Fernamt hörten wegen des Radios. Ein großes Pech!

     Heute von Pfr. Dobczynski Nachricht. Er erwartet uns also am Samstag in Barth u. rechnet damit, daß wir erst am Montag Morgen wieder abfahren. Er schickt mir ein Rundschreiben des Hl. Vaters: „Ueber den myst. Leib Chr. u. über unsere Verbindung mit Chr. in ihm.“ gegeben am 29. Juni 1943.

Freitag 12. Mai 1944.     

     Heute vor einem Jahre war Fritzens unglückselige Hochzeit. Es ist endlich wärmer geworden, sodaß wir seit zwei Tagen nicht mehr heizen brauchten. Gestern u. heute konnten wir auf der Terrasse Kaffee trinken, heute sogar Abendbrot essen. Abends war Frau Smith da u. erzählte schreckliche Dinge auf Berlin. Sie war auch nach Friedrichshafen gefahren, doch stand diese Stadt nicht mehr, als sie ankam. Sie ist mit demselben Zug, mit dem sie hingefahren war, gleich wieder zurückgefahren, denn die Stadt war einfach nicht mehr vorhanden.

     Gestern haben sie in Regensburg den kleinen Hartmuth begraben. Erich teilte es telegraphisch mit.

     Von Fritz heute Brief an mich persönlich. Ich hatte Sorge, daß er meinen Brief, in dem ich ihm recht hart zuredete, sich etwas männlicher zu benehmen u. nicht so viel zu jammern, übel genommen haben könnte, aber es ist nicht so, er sieht sein Unrecht ein u. das ist doch sehr rührend. Er erwartet nun täglich seinen Einsatz in Südfrankreich, das 1. Btl. seines Regimentes ist bereits fort, er ist im 2. Btl. Gott möge ihn schützen. Die Invasion muß nun ja täglich beginnen. In Süditalien hat eine neue, große Offensive begonnen, die offenbar besser vorbereitet ist als die letzte gegen Cassino. Ich habe den Eindruck, daß mit dieser Offensive die letzte Wendung eintreten wird. Ich nehme an, daß der Gegner neue Landungen vornehmen wird, entweder in Südfrankreich oder in Norditalien, vielleicht beides, u. daß dann der Aufstand in Südfrankreich ausbrechen wird. Dann ist Fritz mitten darin. Zugleich wird es an der Knalküste losgehen. Das Nächste wird dann der

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Hans Brass: TBHB 1944-05-09. , 1944, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-05-09_001.jpg&oldid=- (Version vom 9.6.2024)