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Dienstag, 4. April 1944.     

     Unser Plan, wie alljährlich über Ostern nach Müritz zu fahren, wird sich wohl nicht verwirklichen lassen, da das Wetter in diesem Jahre zu schlecht ist. So milde der Winter war, so kalt ist der Frühling. Heute ist wieder scharfer Ostwind, der uns auf dem offenen Wagen schwer zusetzen würde. Martha, die so wie so schon seit längerer Zeit garnicht besonders widerstandsfähig ist, sieht selbst ein, daß eine solche Fahrt eine starke Anforderung ist. Sie telephonierte noch gestern mit Fr. Oberin Salsia. Auch dort würde unsere Unterbringung Schwierigkeiten bereiten, aber trotzdem wollten die Schwestern es einrichten. Da aber unser Pfr. Dobczynski uns geschrieben hat, daß er am Ostermontag nachm. um 4 Uhr bei uns sein will um bei uns das hl. Meßopfer zu feiern, müßten wir am Ostersonntag abends wieder hier sein. Er wird über Nacht bleiben u. am Dienstag früh nochmals bei uns Messe lesen. Martha ist traurig, denn sie hatte sich auf die Müritzer Tage gefreut, u. eine kleine Ausspannung ist ihr sehr nötig, sie ist von den geschäftlichen Dingen übermäßig belastet u. einige Tage in der ruhigen Umgebung im Müritz würden ihr sehr gut getan haben. –

     Am Sonnabend Abend waren Krappmanns bei uns mit Küntzels. Diese frieren auch im Monheim'schen Hause, aber sie sind dennoch dankbar, hier sein zu können. – Zwei Wochen vorher waren Triebsch u. Frau bei uns, ebenfalls mit Küntzels.

     Von Fritz Nachricht. Er ist weder nach dem Osten, noch nach dem Süden gekommen, wie erwartet, sondern wieder an die Kanalküste nach Granville.

Ostersonntag, 9. April 1944.     

     Wir sind nicht in Müritz, obgleich das Wetter seit Freitag besser geworden ist. Zwar ist es noch kalt, aber die Sonne scheint wenigstens. Es ist auch gut, daß wir hier geblieben sind, denn Martha ist garnicht wohl u. hätte die anstrengende Fahrt bestimmt nicht gut überstanden. – Küntzels haben wir in diesen Ostertagen bei uns, damit sie nicht frieren. Paul ist sehr nett, stets bescheiden, zurückhaltend u. sehr höflich, Grete ist schwerer zu ertragen. Ihre allzusehr betonte Bescheidenheit verbirgt nur schlecht die Ansprüche, die sie stellt u. sich dauernd verbietet u. jeden Sieg über sich selbst, – auch die bloß eingebildeten Siege, – verkündet sie mit lautem Gegagger wie eine Henne, die ein Ei gelegt hat. –

     Prälat Schreiber aus Münster war 1 1/2 Tage Gast bei Erich Seeberg. Leider mußte er sehr rasch wieder nach M. zurück, da er keine Zulassungskarte für die Eisenbahn bekommen konnte u. Ostern in M. sein mußte, – so habe ich ihn leider nicht kennen gelernt. Er hat in Aussicht gestellt, im Sommer noch einmal herzukommen u. dann 14 Tage zu bleiben.

     Im Garten Stiefmütterchen, Bartnelken u. Goldlack gepflanzt. Bei der Vorbereitung für die Stiefmütterchen-Pflanzung mußte ich am Donnerstag Vormittag Quäcken herausholen. Der Boden war noch eiskalt, sodaß ich nachher ganz abgestorbene, weiße Finger hatte, die sehr schmerzten. Als ich dann in mein Zimmer ins Warme kam, mußte ich mich in den Sessel setzen, weil mir schlecht wurde. Ich erlitt dann einen regelrechten Ohnmachtsanfall u. als ich daraus erwachte einen ungewöhnlichen Schweißausbruch mit Brechreiz u. großer Elendigkeit, sodaß ich schließlich ins Bett mußte, wo ich dann fest einschlief. Am Nachmittag hatte ich diesen Zustand, Gott sei Dank, wieder überwunden.

     Fritz sandte für Martha zu Ostern ein paar entzückende

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Hans Brass: TBHB 1944-04-04. , 1944, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-04-04_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.6.2024)