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wohl stimmen. Man scheint immerhin ziemlich nervös zu sein, K. selbst muß innerhalb von drei Stunden marschbereit sein, wenn er Befehl bekommt. Aber man kennt das ja, – dieser Befehl wird nicht kommen, oder wenn, dann nutzlos.

     Auch über die U-Boote sprachen wir. Nach K.'s Ansicht sind die engl. Flugzeuge mit Horchgeräten ausgestattet, welche den Standort jedes U-Bootes genau angeben, auch wenn es getaucht fährt. Das kann schon stimmen u. wäre natürlich besonders gefährlich, weil das getauchte U-Boot durch sein Sehrohr das Flugzeug nicht sieht u. jedem Angriff ziemlich wehrlos gegenübersteht. Man muß nun erst, wieder etwas erfinden, was diese Horchgeräte unwirksam macht. Jedenfalls ist diese ganze Waffe dadurch z. Zt. unwirksam, – u. sie war die einzige Hoffnung. Nun wartet alle Welt immer noch auf die geheimnisvolle neue Vergeltungswaffe gegen England. –

     Die Russen haben am 24. Dezember eine neue Offensive begonnen, in deren Verlauf sie uns Korosten u. Shitomir wieder abgenommen haben, die wir im Dezember mit so riesigen Anstrengungen erst zurückerobert hatten.

     Berlin wird unentwegt weiter angegriffen. Frau Monheim ist heute früh mit ihrem Mann über Prerow nach Bln. gefahren, sie will am Mittwoch wieder hier sein u. will ihre Kinder Ingrid u. Berni mitbringen.

Freitag, 14. Januar 1944.     

     Am letzten Mittwoch nach längerer Unterbrechung wieder Unterricht an Frau Ziel und ihre Tochter Marianne Clemens. Ich sprach nochmals über die Trinität. Die lange Unterbrechung machte sich störend bemerkbar, es ist dann immer schwierig, den Anknüpfungspunkt zu finden.

     Gestern nahm ich auch den Unterricht für Kinder wieder auf. Es ist jetzt Lothar Krappmann da u. der Junge der Marianne Clemens, Reinhard, u. ferner die beiden Jungens von Frau Korsch, der eine sechs, der andere acht Jahre, beide Protestanten. Auch das ist schwierig, weil diese Jungens außer Lothar die biblischen Geschichten des AT. von mir nicht gehört haben. Reinhard Clem. hat sie wenigstens teilweise gehört. Der ältere Korsch=Junge (Peter) scheint sie aber etwas zu kennen, der jüngere Nikolaus aber garnicht. Das muß man vielleicht später nachholen. Ich habe nun mit der Geschichte Jesu begonnen; aber da die Grundlage des AT. teilweise fehlt, ist es nicht leicht, den Jungens die Notwendigkeit der Menschwerdung klar zu machen.

     Gestern Abend traf ein Telegramm von Fritz ein. Es ist in Wuppertal aufgegeben. Er telegraphiert, daß er zur Truppe versetzt ist und am 18. Januar bereits seine Buchhdlg. übergeben muß. Er hofft, dann auf Urlaub kommen zu können. Vermutlich hat er das Telegramm einem Kameraden mitgegeben, der es in Wuppertal aufgegeben hat. Damit hat dann das schöne Frontbuchhändler-Dasein sein Ende gefunden. Ich glaube, es hat 2 1/2 Jahre gedauert, oder mehr. Bedauerlich ist, daß nun nichts aus der Absicht werden kann, daß F. im März einen Buchhändler-Kursus mitmachen sollte, auf Grund dessen er nach dem Kriege Vollbuchhändler werden konnte; aber es ist sehr fraglich, ob nach diesem Kriege diese von den Nationalsozialisten eingeführten Vorschriften noch gelten werden.

     Hoffentlich kommt F. nun nicht nach dem Osten. Es werden jetzt ja neue Formationen aufgestellt zur Abwehr der erwarteten

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Hans Brass: TBHB 1944-01-03. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-01-14_001.jpg&oldid=- (Version vom 7.6.2024)