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Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder

Horden der unglücklichen Flüchtlinge, welche auf den Inseln und an den Borden des Dnieprs im Elend umherirrten; die verzweifelte Tapferkeit dieser Horden; ihre tollkühnen Streifzüge zu Meer und zu Lande, auf welchen sie sich nach dem Fluge der Vögel, nach den Sternen und nach dem Wehen der Winde richteten; das plötzliche Erscheinen der Krieger Vitolds und Olgerds, mit ihren Wolfspelzmützen und ihren Bärenpelzmänteln; mit ihren ferntreffenden Pfeilen und furchtbaren Kanonen; ihren verzweifelten Kämpfen mit den Tartaren; die Zustände der Kosacken, den Litthauern und Polen gegenüber; das Fortschreiten ihrer Civilisation; die auf beiden Ufern des Dnieprs gegründeten Colonien; die Tartaren der Krimm, neue Feinde der Kosacken; die Trennung der ritterlichen Saparoschzen und die Organisation der ukrainischen Kosacken; ihre Heerführer von Ostaphi Daszkovicz bis Chmielniki; dann noch Wyhovski, Dorovsenko Tetera; der wilde Bruchowiecki mit seinen Saparoschzen; Maseppa, der weltbekannte Greis, dessen Leben eben so räthselhaft ist, als die Liebe der Tochter Kotschubeïs zu ihm; die Gelehrsamkeit der kiewschen Geistlichkeit, welche ihren wohlthätigen Einfluß auf ganz Rußland ausübte; das Ritterliche im Charakter der Aristokratie Kleinrußlands; das Wilde im Charakter des Volks, dieses bunten Gemisches Asiens und Europas u. s. w.

Diese leicht hingeworfenen Umrisse mögen als Beweis dienen, zu welch einem großartigen, poetischen Gemälde die Geschichte Kleinrußlands Stoff bietet.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder. J. G. Cotta, Stuttgart u. Tübingen 1845, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_poetische_Ukraine_(1845).pdf/36&oldid=- (Version vom 19.12.2022)