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Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder

Mit ihren Schwertern gruben sie ein tiefes Grab,
Mit den Mützen trugen sie die Erde ab,
Senkten die Leiche hinein und bestatteten so
Der Wittwe Sohn Iwan Konowtschenko!

Darauf ließen sie aus Pfeifen, sieben Spannen lang,
Und aus Kriegeshörnern mit dumpfem Klang
Eine klagende Trauermusik erschallen,
Zum Ruhme des Kosacken, der im Felde gefallen. –

Bald darauf schlugen die Kosacken ihre Lager nieder,
Und kehrten zu den Städten der Christen wieder.

Die Wittwe, die alte, sieht den Heereszug nah’n,
 Kauft süßen Meth vom Basar
 Damit den Sohn zu empfah’n,
Und sie sucht ihren Iwan in der Krieger Schaar.

Der erste Zug Kosacken vorüberzieht –
Doch die Wittwe-Mutter ihren Sohn nicht sieht –
 Sie sieht den zweiten Zug nah’n,
 Der Chorundschi geht voran;
Zwei Kosacken führen ein Pferd hinterher,
Doch es war der Sattel des Pferdes leer.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder. J. G. Cotta, Stuttgart u. Tübingen 1845, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_poetische_Ukraine_(1845).pdf/133&oldid=- (Version vom 11.1.2023)