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Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder

 Vierte Duma.

 Von Bogußlaw.[1]

Von der Mündung des Dnieprs bis zu seiner Quelle hin
Der Flüsse siebenhundert und viere zieh’n,
Aber jeder der Flüsse in den Dniepr fällt,
In den Dniepr, so groß, so berühmt in der Welt!
Wehet, wehet denn, Winde vom Unterland,[2]
Blast in die Segel weit ausgespannt!
Sitzt am Steuerruder der junge Kosack,
Er drehet und wendet sich hin und her,
Und er schauet hinab auf das schwarze Meer …
Sieh, ein Schifflein schwimmt einsam durch’s Meer dahin,
Ein Türke sitzt und eine Türkin darin;
Doch die Türkin, die junge, nicht müßig blickt,
Und von Seide ein buntes Tüchlein stickt.
Wem mag sie das Tüchlein wohl wirken,
Dem Tartaren oder dem Türken?


  1. Iwan Bogußlaw war Kampfgefährte des Skalosub 1589.
  2. Unterland – kleinrussisch Nishe – so nannten die Kosacken die an der Mündung des Dnieprs belegenen Landstriche.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Bodenstedt: Die poetische Ukraine. Eine Sammlung kleinrussischer Volkslieder. J. G. Cotta, Stuttgart u. Tübingen 1845, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_poetische_Ukraine_(1845).pdf/118&oldid=- (Version vom 11.1.2023)