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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Sklaven und ihre Aufseher über die Felder hinziehen. In der menschenfreundlichen Gemüthsstimmung, von welcher ich soeben gesprochen habe, sagte ich zu meinem Nachbar:

„Dieß ist kein heiterer Anblick, und gleichwohl ist in diesem Leben (der Sklaven) vermuthlich mehr Glück und Wohlbefinden, als man sich gewöhnlich vorstellt.“

Der Pflanzer wandte sein schönes Haupt mit einem Blick gegen mich, den ich nie vergessen werde; es lag Ueberraschung, beinahe Vorwurf und eine tiefe Wehmuth darin.

„O,“ sagte er mit leiser Stimme, „Sie wissen nicht, was auf diesen Ufern vorgeht, sonst würden Sie nicht so denken. Hier ist viel Gewalt und viel Leiden. Um diese Zeit besonders und überhaupt von der Zeit an, wo die Baumwolle zum Pflücken fertig wird, geschehen große Grausamkeiten auf den Plantagen in dieser Gegend. Es gibt hier Plantagen, in welchen die Peitsche in diesen Monaten niemals ruht. Sie können sich von einem solchen Peitschen keinen Begriff machen.“

Ich will hier die Scene nicht wiederholen, die der Pflanzer vor mir enthüllte, und was er mehr als vierzehn Jahre lang von Gewalt, Grausamkeiten, und Leiden in diesen Gegenden gesehen hatte; Abscheulichkeiten, die ihn zuletzt soweit getrieben, daß er seine Plantage verkaufte und für immer die Sklavenstaaten verließ. Ich will blos einige von den Worten des redlichen Mannes anführen[1]:

  1. Aber ich würde sie wohl jetzt nicht veröffentlichen, wenn ich nicht wüßte, daß er vor allen Unannehmlichkeiten geschützt ist, die seine Aufrichtigkeit ihm möglicher Weise zustehen könnte, wenn ich nicht durch meine Mittheilung seinen letzten Willen und — einen noch höhern Willen zu erfüllen glaubte.
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/525&oldid=- (Version vom 20.8.2021)