Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band.djvu/50

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

unverändert, aber in Bezug auf seine schlimmeren Partieen besser und höher. Das heilige Experiment zeigt sich hierin als vollkommen geglückt und mußte ein noch großartigeres Experiment veranlassen.

Die gegenwärtige jüngere Quäckergeneration schließt sich in Dichtkunst und Musik immer mehr an die Welt an, und beginnt ihrer alten blauen und blaßgelben Tracht durch die eine und andere hellere Farbe einige Heiterkeit zu geben. Die Veränderung in den Gemüthern ist vorbereitet. Die Welt ist durch die Reinheit der Quäcker geläutert worden. Die unschuldige Freude und Schönheit der Welt beginnt sich zu ihnen Bahn zu brechen. Ein junges Mädchen von einer Quäckerfamilie unter meinen hiesigen Bekannten trug hellrothe Bänder und eine schönere Hutform als die bei der Secte gebräuchliche, und ihre Mutter machte ihr Vorwürfe, daß sie mehr daran denke den Menschen zu gefallen als Gott. „Ach Mutter,“ antwortete sie, „Er hat die Blumen und den Regenbogen gemacht!“

Die Beschränktheit der Quäckersecte ist gebrochen. Und gleichwohl ist sie so eigenthümlich und so schön in ihren einfachen milden äußern Formen, daß ich bange um sie bin und sie um Vieles nicht vermissen möchte. Mir gefällt ihr Du, ihre Versammlungen, ihre Tracht, besonders die Tracht der Weiber in ihrer thauartig keuschen Reinheit und Feinheit. Und unter dieser Tracht wandelt noch manche edle Seele im Schein des inneren Lichtes, verklärt von der christlichen Offenbarung, für sich und Andere daraus Orakel schöpfend, welche das zerstreute Auge und Ohr der Welt nicht wahrnimmt. Und Dichter wie Whittier, Rednerinnen wie Lukretia Mott beweisen, daß der Geist mit seinen reichen Gaben noch immer über der Gemeinde der Freunde ruht.

In neuerer Zeit haben sich die Quäcker in den Vereinigten Staaten in zwei Secten zersplittert und sich

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/50&oldid=- (Version vom 4.8.2020)