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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

mächtigen herrlichen Chor wieder. Ich hatte ihn vorher gehört, wo, wußte ich nicht. Aber es schien mir, als sei er die Seele aller Lobgesänge auf Erden.

Es war die schwedische Messe: „Danket und lobpreiset dem Herrn u. s. w,“ die vom Chor der Kirche gesungen wurde. Ich hatte diese Freude einem Landsmann zu verdanken, welcher Direktor des ausgezeichneten Sängerchors an dieser Kirche ist. Als die Versammlung sich erhob und im Gesang meines Heimathlandes ihr Hallelujah anstimmte, da sang sie auch für mein Volk und für alle Völker auf Erden. O das war herrlich! Aber singen konnte ich da nicht.

Ein schöneres Dankfest habe ich nie gefeiert und nie werde ich diese Stunde vergessen.




Ich muß noch einige Worte von dem Staat und der Stadt hinzufügen, wo ich dermalen als glücklicher Gast weile. Der reiche, schöne Ohio sitzt wie das Herz in der großen Staatengruppe zwischen dem östlichen Meere und dem Missisippi. Und obschon dieser Staat zu den jüngeren in der Union gehört, so bemerke ich doch, daß sich hier ein centraleres Leben bewegt, als in den Staaten, die ich bisher besucht habe. Es scheint mir, als wolle man hier mit vorurtheilsfreiem Sinn allen Kräften und Richtungen in der Menschennatur ihr Recht anthun und Jedem den gebührenden Antheil am Leben und Blut des Herzens zukommen lassen. Zu den Phänomenen dieser Art zähle ich das medizinische Collegium dahier, das unter der Direktion eines geistreichen jungen Mannes, des Doktors J. Buchanan steht, und worin Allöopathie,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 479. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/497&oldid=- (Version vom 20.8.2021)