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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

nicht gänzlich verdrossen und gleichgültig, ja sogar feindselig und bitter wird gegen diejenigen, in deren Gewalt sie sich befindet, die sich ihre Beschützer nennen und ihr Alles wegnehmen, was ihrem Herzen theuer ist? Ach das letzte kleine Mädchen, das jüngste liebste einzige Kind …

Diese heidnische Einrichtung der Sklaverei führt zu so ungereimten, so unmenschlichen Handlungen, daß es mir zuweilen in diesem Lande, in diesem christlichen und freisinnigen Amerika schwer wird daran zu glauben, zu begreifen, daß so etwas Wirklichkeit ist und kein Traum.




Das Tagesinteresse in St. Louis ist Senator Bentons Rückkehr von Washington und seine große Rede im Stadthaus zur Vertheidigung seines Benehmens im Congreß, bei der großen Lebensfrage zwischen den nördlichen und südlichen Staaten. Solche Reden und Rechenschaftsablegungen oder Vertheidigungsreden sind in allen Staaten üblich, wenn ihre Senatoren vom Congreß zurückkehren. Ich habe Oberst Bentons Rede gestern Abend gelesen. Der muthige Vertreter des Sklavenstaats, welcher die Rechte desselben als solcher ebenso offen verfocht, als er die Sklaverei verurtheilte, ist sich auch hier gleich, muthig, offen, dreist, zum Theil Mann und zum Theil Raubthier, das mit Schnabel und Klauen haut und seinen Genuß darin findet zu hauen. Aus seiner Rede habe ich die letzten Worte behalten, die wirklich mannhaft und gut sind:

„Ich schätze eine gute Popularität, d. h. den Beifall guter Menschen. Jeden andern werde ich immer

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/417&oldid=- (Version vom 21.8.2021)