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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

die Schurken Eure Scheunen verbrennen und Eure Erndten stehlen?“ — „Wir werden Böses mit Gutem vergelten. Wir glauben, daß dieß die höchste Wahrheit und darum der beste Ausweg ist.“ Als die Schurken dieß hörten, schien es ihnen ein ausnehmend guter Spaß zu sein und sie sagten und thaten manche übermüthige Dinge zu ihrer Belustigung. Bei Nacht wurden die Zäune weggerissen und die Kühe in die Kornfelder gelassen. Die Christen machten den Schaden wieder gut wie sie konnten, stellten die Kühe in die Ställe und führten sie gegen Abend nach Haus, indem sie sanftmüthig sagten: „Nachbar, Deine Kühe sind auf meinem Acker gewesen. Ich habe sie den Tag über gut gefüttert, wollte sie aber nicht über Nacht behalten, weil Deine Kinder die Milch vermissen könnten.“

„Wenn dieß ein Scherz war, so hatten doch diejenigen, die ihn ersonnen, nicht das Herz darüber zu lachen. Allmählig kam eine sichtliche Veränderung über diese leidige Nachbarn. Sie hörten auf den Pferden die Schwänze abzuschneiden und den Hühnern die Beine abzuschlagen. „Wirf diesen Stein nicht, Bill,“ sagte ein Junge zu dem andern; „als ich in der vorigen Woche ihnen eine Henne todt schlug, schickten sie dieselbe der Mutter, weil sie dachten, eine Hühnersuppe würde der armen Marie wohl thun. Ich meine, Du solltest Dich schämen, Steine nach ihren Hühnern zu werfen.“ So wurde das Böse durch das Gute besiegt, bis sich Niemand mehr in der Nachbarschaft vorfand, der sie absichtlich beleidigt hätte.

„Jahre vergiengen und sie hatten Glück in weltlichem Erwerb, mehr als alle ihre Nachbarn und gleichwohl geliebt von allen. Von ihnen bekam der Gerichtsdiener und der Advokat nichts zu verdienen. Der Executor stammelte und entschuldigte sich, wenn er kam und ihr mit harter Arbeit erworbenes Eigenthum als Bezahlung für die Kriegssteuer nahm. Sie antworteten

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/396&oldid=- (Version vom 21.8.2021)