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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

hatte sie zu einem solchen Bunde veranlaßt. Seit einigen Jahren waren sie gewohnt gewesen, von Zeit zu Zeit im Hause des einen oder andern zusammenzutreffen und in aller Herzenseinfalt ihre Pflichten gegen Gott und den Nächsten zu besprechen. Das Evangelium war ihre Bibliothek, das innere Licht ihr Priesterthum. Es gab da keine Antisklaverei-Gesellschaften, aber bei der Unterweisung, die sie empfangen hatten, und bei der Lust zu lernen, welche sie beseelte, bedurften sie keiner solchen Vermittlung, um einzusehen, daß es sündhaft sei, Menschen als Sklaven zu behandeln. Die Bemühungen der Friedensgesellschaften waren noch nicht anders als in gebrochenen Echos zu diesem von der Welt abgeschiedenen Häuflein gelangt, und Nichtwiderstands-Gesellschaften fanden sich noch nicht vor. Aber mit dem Buch des Friedensfürsten und ihren für seinen Einfluß offenen Herzen, was bedurften sie da mehr?

„Reich an geistiger Cultur brach die kleine Schaar auf um sich nach dem fernen Westen zu begeben. Ihre inneren Wohnungen waren blühende Gärten. Ihre äußeren gründeten sie in der Wildniß. Sie waren arbeitsam und mäßig und Alles gedieh unter ihren Händen. Aber bald kamen Wölfe in ihre Höfe in Gestalt von grundsatzlosen Abentheurern, die nur an Gewalt und List glaubten und diesem Glauben gemäß handelten. Die kleine Kolonie von praktischen Christen setzte ihren Gewaltthätigkeiten nur sanfte Vorstellungen entgegen und vergalt ihnen mit beständigem Wohlwollen. Sie gingen noch weiter, sie sagten offen: „Ihr mögt uns so viel Böses thun als Ihr wollt; wir werden Euch dagegen nichts Anderes als Gutes thun. Gesetzeskundige Männer kamen in ihre Nähe und erboten sich ihre Streitigkeiten zu schlichten. Sie antworteten: „Wir bedürfen Euer nicht. Als Nachbarn seid Ihr uns herzlich willkommen; aber für uns hat Euer Gewerbe aufgehört zu existiren.“ — „Was wollt Ihr thun, wenn

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/395&oldid=- (Version vom 21.8.2021)