Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band.djvu/381

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Achtundzwanzigster Brief.


Auf dem Missisippi den 25. Oktober 1850. 

Hinunter geht es jetzt auf dem großen Fluß, dem Vater der Flüsse, zwischen indianischen Lagern, Feuern und Booten. Die Indianer, die an den Ufern stehen oder auch herumspringen und schreien oder vielmehr bellen, die Grabplätze auf den Höhen, zwischen rebengeschmückten Inseln und indianischen Kähnen, die daneben herumrudern — alle diese fremden wunderlichen Scenen möchte ich festhalten können. Aber wir rauschen an ihnen vorbei nach dem Süden zu. Wir verlassen die poetische Wildniß, die Kindheitsgegend des Missisippi und fahren nach den Regionen der Civilisation. Das Wetter ist mild, Sonne und Schatten spielen zwischen den Bergen — ein poetisches, romantisches Leben!

Den. 25. Oktober.  

Sonnenhell, aber kalt. Die Indianer sind verschwunden. Wir sind an der Prairie du chien, an dem rothen indianischen Götzenstein, dem indianischen Grab unter herbstgelbem Baume vorbeigefahren. Die Höhen glänzen goldbraun und freundlich. Ruinen und Pyramiden ragen düster herrlich hervor aus den glänzenden Wäldern. Bei jeder Wendung des Flusses neue überraschende Aussichten. Ich betrachte sie, lese Emersons Versuche und lebe festlich. Wir nähern uns den beginnenden Städten am Iowas-Ufer, Gottenburg (vermuthlich einer Abkömmlingin unseres Gothenburg) und Dubuque.

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/381&oldid=- (Version vom 20.8.2021)