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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Den 25. Juni.  

Gestern am Johannistag besuchte ich die alte schwedische Kirche dahier. Denn Schweden waren die ersten Ansiedler am Delaware-Strom, vom Trentonfall bis zum Meer, und von ihnen kaufte William Penn den Boden, wo Philadelphia jetzt steht. Unser großer Gustav Adolph war es, der nebst Oxenstierna den Plan zu einer schwedischen Kolonie in der neuen Welt entwarf, und der König verbürgte sich selbst mit einer Summe von 400,000 Reichsthalern aus der königl. Schatzkammer für die Förderung derselben. Personen aus allen Ständen wurden zur Theilnahme an dem Unternehmen eingeladen. Die Kolonie sollte von freier Arbeit leben. „Sclaven, sagte man, kosten viel und arbeiten mit Widerwillen. Das schwedische Volk ist arbeitsam und verständig, und wir werden sicherlich durch ein freies Volk mit Weib und Kindern mehr gewinnen.“ Die Schweden erblickten in der neuen Welt ein neues Paradies, und glaubten, die zukünftige Kolonie könnte ein sicheres Asyl für Weiber und Töchter Derjenigen werden, welche durch Religionsverfolgung oder Krieg landflüchtig geworden, ein Segen für Einzelne und für die ganze protestantische Welt. „Sie dürfte der ganzen unterdrückten Christenheit nützlich werden können," sagte der große König, der in seinen Plänen für Schwedens Ehre immer das Wohl der Menschheit mit im Auge hatte.

Unter Oxenstierna's Leitung wurde dieser Plan nach dem Tod des Königs ausgeführt. Dem südlichen Ufer des Delaware entlang wurde Land aufgekauft und mit schwedischen Auswanderern bevölkert. Die Kolonie nannte sich Neuschweden, und genoß einige Zeit ein blühendes Leben und steigendes Ansehen, trieb Ackerbau und andere friedliche Gewerbe und baute zur Vertheidigung

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/33&oldid=- (Version vom 4.8.2020)