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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

daß die Leute so streng gegen den kleinen Jungen gewesen, ihn aus seinem Bett getrieben und oft mißhandelt haben.

Die junge Frau bewirthete mich mit ausgesucht gutem Thee, und gab mir ein gutes Bett in ihrem Zimmer. Aber ein schreckliches Donnerwetter, das die ganze Nacht währte, nebst strömendem Regen störte den Schlaf, insbesondre auch den meiner kleinen Wirthin, die Angst hatte und über das Leben in diesem „unheimlichen Land“ seufzte.

Am Morgen glänzte die Sonne; die Luft war angenehm und mild; und nach dem Frühstücke mit der Jungen Frau, wobei ich alles das Meinige that um ihr bessere Gedanken von dem Land und besseren Muth beizubringen, ging ich hinaus auf die Wanderung. Das Pfarrhaus lag bei all seiner Einfachheit sehr hübsch auf einem von jungen Eichen umgebenen Hügel. Bei einiger Pflege kann der Hof schön und angenehm werden. Ich spazierte auf der Straße entlang. Das Land öffnete sich sonnbeglänzt vor mir gleich einem ungeheuren englischen Park, mit den schönsten Wiesen im Hintergrund, der von weichem Laubwald bekränzt war, welcher jetzt in den Farben des Herbstes prangte. Da und dort sah ich kleine Höfe an den Rändern des Waldes, meist Blockhäuser, aber auch das eine und andere bessere Haus, nebst einigen kleinen Hütten von grauem Stein. Ich sah Leute auf den Feldern mit der Kornärndte beschäftigt. Ich redete sie auf norwegisch an, und sie antworteten fröhlich auf die Anrede. Ich fragte viele, sowohl Männer als Weiber, ob sie zufrieden seien, ob sie es hier besser haben als in dem alten Norwegen? Sie antworteten beinah alle: „Ja! wir haben es hier besser. Wir arbeiten weniger hart; und wir haben reichlicher zu leben!“ Nur ein alter Bauer sagte: „Es hat seine

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/292&oldid=- (Version vom 12.12.2020)