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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

westlichen Land. Auf diese weniger billige und weniger wohl überlegte Strafpredigt kam das Nachtmahl, still, heilig, heiligend, seinen edlen Wein in die schwachen, gebrechlichen Gefäße ergießend, unter Worten, die nicht Menschenworte sind, mit Kraft, die nicht Menschenkraft ist. Nach dem Gottesdienst versammelte sich die Sonntagsschule, und schöne junge Frauenzimmer unterrichteten hier arme Kinder. Und wie mütterlich sie das thaten, wie gut, besonders meine junge Wirthin, Mrs. Dean, die ich nur mit innigstem Vergnügen bei der Ausübung ihres Mutterberufs betrachten konnte.

Das Wetter war sonnenhell, obschon kalt, und ich wünschte den Nachmittag zu irgend einer Ausfahrt auf dem schönen See und zur Betrachtung seiner Ufer zu verwenden. Aber „es ist Sonntag!“ antwortete man mir lächelnd, und am Sonntag darf man sich hier nicht einmal in Gottes schöner Natur erheitern. Dagegen in der Kirche schlafen, das darf man.

Den 7. Oct.  

Ich hatte von einer andern blühenden norwegischen Niederlassung in einer Gegend Namens Koskonong, ungefähr 24 englische Meilen von Madison erzählen gehört, und als ich meinen Wunsch äußerte, sie zu besuchen, erbot sich eine freundliche junge Madame Collin, mich mit ihren Pferden und in ihrem Wagen dahin zu führen.

Am folgenden Tag begaben wir uns in einem kleinen offenen Wagen auf den Weg mit einem norwegischen Jungen als Kutscher. Das Wetter war mild und sonnig, und der Wagen rollte leicht dahin über das Land, das hier Hochland war und harten Boden und natürliche gute Wege hatte. Der ganze erste Theil des Weges führte durch neues, oft gänzlich wildes, unbebautes

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/289&oldid=- (Version vom 12.12.2020)