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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Zwanzigster Brief.
Cap May (New-Jersey) den 2. August 1850.  

Letzten Sonnabend und Sonntag befand ich mich auf einem schönen Landsitz in der Nähe von Philadelphia, mitten unter schönen seltenen Blumen, wovon sich besonders die mexikanischen durch glühende Farbenpracht auszeichneten, und Schaaren von Kolibris, die sich um sie her schwangen, ihre feinen langen Schnäbel in die Kelche derselben tauchend; ein wahres Fest von zierlichen Naturgegenständen außer dem Haus und innerhalb desselben, Alles niedlich, kostbar, schön, aristokratisch, aber in verschiedenen Dingen zu exklusiv für meinen Geschmack und zu wenig vom wahren „high life“ enthaltend. Heute schreibe ich Dir von der Meeresküste, wo der große, freie Ocean gegen die Sandriffe vor meinem Fenster emporbraust und mir in den Wellen ein Schauspiel von höchst demokratisch republikanischem Gehalt vorführt.

Aber ich muß Dir noch ein Wort von meinem Besuch auf der schönen Villa sagen, denn ich war da beim Hochzeitfest des Mais (amerikanischen Kornes), ich sah seine Hochzeitkleider, und ich muß Dir etwas davon erzählen. Der Mais ist ein Diclin. Die Staubfäden entwickeln sich in einem Büschel von Aehren, welche zuhöchst auf dem Wipfel des breitblättrigen, starken, grünen Gewächses sitzen. Die Staubfädenähren schwingen sich munter im Wind und blasen ihr Samenmehl aus wie Rauch. Weiter unten am Schluß des Stammes sitzt die Maisähre (gewöhnlich zwei bis drei Aehren auf einem Stengel) in hellgrüne Hülsen eingewickelt, die sich zur Blüthezeit im Wipfel ein wenig öffnen, um einem Büschel glänzender Silberfäden Platz zu machen, die in allen Regenbogenfarben, doch zumeist in Violett

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/154&oldid=- (Version vom 4.8.2020)