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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Geflüster und Achselzucken. Ich hörte wiederholen: „Ich sagte es ja; — das ist ein thörichtes Unternehmen; — ich wollte, wir wären mit heiler Haut weit davon.“ Ich stieg auf die Plattform und sagte meinen Freunden, daß ich nicht wisse, was an der Verzögerung Schuld sei, daß ich aber, wenn sie ruhig seyn und mir eine halbe Stunde Zeit gönnen wollten, entweder die Reise fortsetzen oder sie gänzlich aufgeben wolle. Ich ging in die Maschinerie hinab und entdeckte bald ein unbedeutendes Versehen in der Anordnung. Dem wurde abgeholfen. Das Boot bewegte sich wieder; wir verließen New-York; wir zogen durch die Hochlande; wir kamen nach Albany. Aber noch immer war die Kraft des Mißtrauens stärker als die des factischen Beweises. Man bezweifelte, ob die Sache sich ausführen ließe, und selbst im Falle der Ausführbarkeit, ob sie je großen Vortheil bringen könnte.“

So stand es vor ungefähr 30 Jahren und jetzt fliegt die halbe Menschheit auf Fultons Schwingen über Land und Wasser! … Aber auch in der neuen Welt haben erste Entdecker Mühe und Kampf.

Der Morgenthau liegt auf den weichen Graswellen vor meinem Fenster und die schönen Blumengruppen und Bäume glänzen darin; unter ihnen ein Magnolienbäumchen mit schönen hellrothen Samenkapseln; Alles lieblich und friedlich und dazu die große prächtige Aussicht, das Leben auf dem Flusse unten! Ich möchte an einem solchen großen Flusse wohnen. Welche große Gedanken, welches Leben führt er nicht mit sich, von seinem Beginn an aus der Quelle der Wolke, aus der Wiege des Berges, und auf seiner Fahrt durch die Thäler der Erde, wo er immer gewaltiger anschwillt.

„Die reichen Städte laden ihn zu Gast,
Und Blumenau’n umfassen seine Knie“.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/71&oldid=- (Version vom 6.7.2019)